Höchste Sicherheit für Herzpatienten

Kardiologie der Klinik für Innere Medizin II am Universitätsklinikum Ulm ist das erste zertifizierte „TAVI-Zentrum" in Baden-Württemberg

 

Wichtiger Erfolg der Klinik für Innere Medizin II am Universitätsklinikum Ulm: Als erste Einrichtung in Baden-Württemberg ist sie jetzt von der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie als „TAVI-Zentrum" zertifiziert worden. TAVI steht für „transvaskuläre Aortenklappenimplantation". Hinter dieser Umschreibung verbirgt sich ein kathetergestützter Eingriff am Herzen, bei dem eine biologische Aortenklappenprothese eingesetzt wird. Im Gegensatz zum offen-chirurgischen Verfahren bedeutet TAVI eine insgesamt geringere Belastung, von der vor allem betagte Patientinnen und Patienten, die einem erhöhten Operationsrisiko unterliegen, profitieren. Denn je kleiner der Zugangsweg ist, umso rascher können sich die Betroffenen erholen. „Wichtige Grundvoraussetzungen für die TAVI-Zertifizierung waren die Anerkennung als universitäre Ausbildungsstätte für Interventionelle Kardiologie und die Fertigstellung unserer vier hochmodernen Hybrid-Herzkatheterlabore, in denen wir nicht nur unter OP-Raumluftbedingungen minimal-invasive Eingriffe vornehmen können, sondern auch von einer höchstmöglichen Bildqualität bei der Darstellung des Herzens profitieren und so maximale Patientensicherheit gewährleisten können", erläutert Prof. Dr. Wolfgang Rottbauer, Ärztlicher Direktor der Klinik für Innere Medizin II.

 

Im internationalen Vergleich weisen deutsche Mediziner die größte Erfahrung mit TAVI auf. Insbesondere die Ulmer Universitätsmedizin gehört hier zu den Vorreitern. Seit 2007 wurden auf dem Oberen Eselsberg bereits mehr als 2.000 Herzklappen über einen Herzkatheter eingesetzt. Die Grundlage für die TAVI-Zertifizierung wurde bereits Anfang 2015 mit der Anerkennung als Ausbildungsstätte für Interventionelle Kardiologie gelegt. Nun ist der Kardiologie der Ulmer Universitätsmedizin von den Gutachtern im Bereich Herzklappenersatz höchste Patientensicherheit, eine exzellente Ausstattung mit vier Hybrid-Herzkatheterlaboren sowie eine außerordentlich gut strukturierte Zusammenarbeit mit der Kardio-Anästhesie und Herzchirurgie bescheinigt worden.

 

Eine tückische Erkrankung

Wann kann ein derartiger Eingriff am Herzen medizinisch notwendig werden? „Viele Herzpatientinnen und -patienten leiden unter einer verengten Aortenklappe, einer sogenannten Stenose", erläutert Prof. Dr.Jochen Wöhrle, Leitender Oberarzt und Leiter der Forschungsgruppe Interventionelle Kardiologie am Universitätsklinikum Ulm. „Mit zunehmendem Alter steigt die Wahrscheinlichkeit für eine solche Erkrankung. Tückisch daran ist, dass sich die Stenose über mehrere Jahre entwickelt und zunächst keine Beschwerden verursacht, bis es plötzlich zu einer kritischen Verengung kommt", so Wöhrle. In der Folge kann es zu plötzlicher Bewusstlosigkeit und/oder zu erheblicher Luftnot unter Belastung oder im schlimmsten Fall sogar in Ruhe kommen. Die Herzgesundheit und somit das Leben sind ernsthaft gefährdet.

 

Stichwort Patientensicherheit – zu den Innovationen auf dem Oberen Eselsberg gehört auch der Einsatz eines speziellen Blutfiltersystems: Während des Eingriffs kann es passieren, dass Gewebepartikel weggeschwemmt werden. Ein Vorgang, den auch der erfahrenste interventionelle Kardiologe nicht grundsätzlich verhindern kann. In seltenen Fällen können sich diese Partikel schicksalhaft im Bereich der Gefäße zum Kopf festsetzen und somit die Gefahr eines Schlaganfalls erhöhen. Die eingesetzten Filter können dieses Risiko weiter minimieren. „Betrachtet man alle Schutzfaktoren zusammen und bezieht außerdem mit ein, dass nur die im Umgang mit Herzkathetern erfahrensten Herzspezialisten die Eingriffe vornehmen, so lässt sich bilanzieren, dass beim TAVI-Verfahren die Risiken in aller Regel geringer sind als bei herkömmlichen Operationen am offenen Herzen", so Professor Rottbauer.

Auch Prof. Dr. Udo X. Kaisers, Leitender Ärztlicher Direktor und Vorstandsvorsitzender des Universitätsklinikums Ulm, gratuliert zu dieser aktuell von der Kardiologie initiierten QM-Maßnahme zur TAVI und betont, dass von der künftig am Universitätsklinikum obligat interdisziplinären Leistungserbringung gemeinsam mit der Kardiochirurgie weitere Verbesserungen der Sicherheit und Qualität in der Krankenversorgung dieser komplexen Patienten erwarten werden können.

 

Weitere Informationen

Die Aortenklappenstenose ist die häufigste klinische relevante Klappenerkrankung und nimmt insbesondere im höheren Lebensalter zu. Etwa 5% aller Menschen über 65 Jahre sind von dieser Erkrankung betroffen. Aktuelle wissenschaftliche Untersuchungen zeigen, dass aufgrund einer rasanten technischen Entwicklung mit Miniaturisierung und Repositionierbarkeit der Klappenprothesen sowie einer zunehmenden Erfahrung der TAVI-Operateure die Komplikationsrate deutlich abgenommen hat. Insbesondere für betagte Patientinnen und Patienten mit Vorerkrankungen kann TAVI ein höheres Maß an Sicherheit bedeuten als offen-chirurgische Eingriffe.

Die Klinik für Innere Medizin II, ein universitäres Zentrum der Maximalversorgung, ist für minimal-invasive Verfahren bestens gerüstet und gehört in Deutschland zu den Vorreitern auf diesem Gebiet. In unmittelbarer Nähe zu den vier hochmodernen Hybrid-Herzkatheterlaboren stehen eigenständige Überwachungsbereiche für die Vor- und Nachsorge zu Verfügung. Professor Rottbauer und seine Teams sind verantwortlich für die Bereiche Herzmedizin (Kardiologie), Gefäßmedizin (Angiologie) sowie Lungen- und Bronchialmedizin (Pneumologie). Hinzu kommen eine „Chest Pain Unit", die internistische Intensivmedizin sowie die Sport- und Rehabilitationsmedizin.

 

Die unten angehängten Fotos zeigen Prof. Rottbauer (links) und Prof. Wöhrle (Foto: Universitätsklinikum Ulm).

Fotos und Grafiken sind nur für die Presseberichterstattung über das in dieser Information mitgeteilte Ereignis freigegeben.

Prof. Rottbauer (Foto: Universitätsklinikum Ulm)