Mehr als 3.000 Patienten mit der Diagnose Hodenkrebs haben bisher zusammen mit ihren Ärzten die Chance genutzt, eine zweite Meinung zur besten Therapie einzuholen. Nach einer jetzt veröffentlichten Studie führt die Zweitmeinung ausgewiesener Experten in Behandlungszentren bei jedem sechsten Patienten zu einer wesentlichen Änderung des Therapiekonzepts. Die Deutsche Krebshilfe e.V. fördert das Zweitmeinungsnetzwerk Hodentumor für drei weitere Jahre mit 250.000 Euro. Geleitet wird es von Prof. Dr. Mark Schrader, dem Ärztlichen Direktor der Ulmer Universitätsklinik für Urologie und Kinderurologie. Hodenkrebs ist in Deutschland bei Männern unter 50 Jahren die häufigste bösartige Tumorerkrankung.
Leitliniengerechte und individuell beste Therapie gewährleisten
Im Zweitmeinungsnetzwerk können Ärzte mit Einwilligung ihrer Patienten über ein datengesichertes Portal einen ausgewählten Kreis von Spezialisten an großen Behandlungszentren um ihre „zweite“ Meinung zur geeigneten Therapie bitten. Innerhalb von 48 Stunden erhalten sie eine Einschätzung, komplexe Fälle werden von einem fächerübergreifenden Beraterteam besprochen. „Mit unserem Projekt wollen wir Patienten den Zugang zu einer leitliniengerechten und der individuell besten Therapie ermöglichen. Sie können mit ihren Ärzten ohne großen Aufwand und kostenfrei auf den großen Erfahrungsschatz der Spezialisten im Netzwerk zurückgreifen“, erläutert Projektleiter Prof. Dr. Mark Schrader. Da kleine Einrichtungen oder Praxen häufig nur wenige Fälle von Hodentumoren im Jahr behandeln, ist dies ein wichtiges Angebot.
In einem jetzt erschienen Übersichtsartikel im Fachmagazin Oncology Reports werden erste Ergebnisse des Projekts zusammengefasst: So führt die Zweitmeinung bei jedem sechsten Patienten zu einer wesentlichen Änderung des Therapiekonzepts, meist folgte daraus eine Reduktion der Medikamentendosis (DOI: 10.3892/or.2014.3153).
Pilotprojekt für andere Zweitmeinungsprojekte
Mittlerweile werden etwa 15 Prozent der neu diagnostizierten Hodentumoren in Deutschland im nationalen Zweitmeinungsnetzwerk Hodentumoren vorgestellt. „Diese hohe Quote zeigt, dass das Netzwerk seit seiner Gründung 2006 sehr gut angenommen wird und als Pilotprojekt für andere Zweimeinungsprojekte dienen kann. Die erhobenen Daten des Netzwerks dienen gleichzeitig der Forschung. Auf diese Weise können wir den bisher in diesem Bereich unzureichenden Austausch zwischen Praxis und Forschung stärken“, so Projektleiter Professor Schrader. Die Ärzte und Wissenschaftler des Netzwerks begleiten den langfristigen Krankheitsverlauf. Die Deutsche Krebshilfe e.V. hatte das Netzwerk bereits von 2006 bis 2009 mit insgesamt 280.000 Euro gefördert und sagte nun die weitere Förderung zu.
Hodenkrebs ist eine bösartige Gewebswucherung, die vom Hodengewebe des Mannes ausgeht und sich in den übrigen Körper ausbreiten kann. Wird die Erkrankung rechtzeitig entdeckt und behandelt, z. B. durch Operation, Bestrahlung und/oder Chemotherapie, ist sie heilbar. Unbehandelt ist die Erkrankung tödlich. Weitere Informationen zum Zweitmeinungsnetzwerk Hodentumor: www.zm-hodentumor.de
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