„Die Musik drückt das aus, was nicht gesagt werden kann und worüber zu schweigen unmöglich ist“, schrieb einst Victor Hugo. Was in Kindern vorgeht, die gegen den Krebs und um ihr Leben kämpfen, können sie oft nicht in Worte fassen. Seit kurzem finden die jungen Patienten Unterstützung bei einer Musiktherapeutin. Die Resonanz ist sehr gut, der Förderkreis würde das Angebot gerne erweitern.
Auf den Schock der Diagnose folgen für krebskranke Kinder und ihre Eltern meist Ängste vor der Behandlung, der fremden Krankenhauswelt, der Ungewissheit des Therapieerfolges. Der Alltag wird vom Behandlungsrhythmus bestimmt, Freunde und Familie wohnen oft weit entfernt. Jedes Kind reagiert anders auf diese Krisensituation. „Oft sind die Kinder blockiert“, weiß Elvira Wäckerle, die Vorsitzende des Förderkreises für tumor- und leukämiekranke Kinder Ulm. Gemeinsam mit Klinikpsychologin Iris Lein-Köhler fand der Verein eine versierte Musiktherapeutin. Wäckerle: „Wir freuen uns, dass Ursula Herpichböhm die Kinder seit 1. Juli seelisch unterstützt.“
Entspannung für die jüngsten Patienten
Einmal pro Woche kommt Ursula Herpichböhm derzeit in die Ulmer Universitätsklinik für Kinder- und Jugendmedizin. Sie besucht die geschwächten kleinen Patienten am Krankenbett – und nähert sich vorsichtig an. „Ich überschütte die Kinder nicht mit Tönen, denn weniger ist oft mehr“, weiß die Therapeutin. Mal bringt sie ein Saiteninstrument mit, mal eine Rassel oder eine Klangschale – und immer nutzt sie ihre Stimme. „Viele Kinder, die ich besuche, sind noch sehr klein und reagieren sehr direkt auf einzelne Töne. Ihr Atem wird ruhiger, der Körper entspannt sich und sie hören ganz aufmerksam zu“, so ihre Erfahrung. Oft schlafen die kleinen Patienten nach Herpichböhms Besuch auch ruhiger.
Raum für Wut und Freude
Ältere Kinder, die mitmusizieren möchten, können ihren Gefühlen über die Instrumente freien Lauf lassen. Einerseits finden so Wut, Trauer, Hilflosigkeit und Ärger Ausdruck. Andererseits entstehen Momente voller Geborgenheit und Freude. „Die Musik befreit und stärkt das Selbstbewusstsein“, stellt die Therapeutin immer wieder fest. Besonders, wenn Kinder bewegungseingeschränkt oder erblindet sind, ist die Musik ein einzigartiger Zugang zur Gefühlswelt. Deshalb möchte der Förderverein jetzt eine „Klangwiege“ anschaffen. Die soll insbesondere Babies unterstützen, die in Folge der schweren Erkrankung erblindet oder ertaubt sind: Sie können in der Wiege liegen und die Schwingungen der Töne mit dem ganzen Körper spüren.
Die Rückmeldungen auf die Arbeit der Musiktherapeutin sind einhellig positiv. Und nicht nur die Kinder profitieren von diesem Angebot. Herpichböhm zitiert eine Mutter, die die Musiktherapie ebenfalls gerne miterlebt: „Ich bin ständig angespannt, muss immer da sein. Endlich darf auch ich mal loslassen und wie mein Kind einfach den Klängen zuhören.“ Wegen der sehr guten Resonanz würde der Förderkreis das Angebot gerne erweitern und freut sich über Unterstützer.
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Weitere Informationen finden Sie unter www.foerderkreis-ulm.org. Dort gibt es auch eine Liste mit kleinen und größeren Wünschen des Förderkreises für die Musiktherapie – von den Klanghölzern für 5,40 Euro bis zur Trommel für 250 Euro.