Unter dem Vorsitz von Professor Jörg M. Fegert, Ärztlicher Direktor der Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie und Psychotherapie, hat der Wissenschaftliche Beirat für Familienfragen beim Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) am 25. September 2017 sein aktuelles Kurzgutachten „Aus Kriegsgebieten geflüchtete Familien und ihre Kinder: Entwicklungsrisiken, Behandlungsangebote, Versorgungsdefizite“ veröffentlicht. Im Fokus steht dabei die besondere Situation von nach Deutschland geflüchteten Familien mit einem oder nicht selten auch mehreren traumatisierten Familienmitgliedern.
Den psychosozialen Risiken durch Traumatisierung sollte in Form von früher Beratung, Hilfen und Unterstützungsangeboten für Eltern, insbesondere auch in der Stärkung der elterlichen Erziehungskompetenzen nach dem Prinzip der gewaltfreien Erziehung, Rechnung getragen werden. Des weiteren benötigen Personen, die beruflich oder ehrenamtlich mit geflüchteten Familien zu tun haben, mehr Informationen, wie sie mit traumatisierten Personen, insbesondere Kindern, angemessen umgehen können. Die vom Beirat ausgesprochenen Empfehlungen zielen ausdrücklich auch auf den Bereich Gesundheit als einen wichtigen Bereich sozialer Teilhabe ab. Hierfür sollten Kinder und Jugendliche unabhängig von ihrem aufenthaltsrechtlichen Status einen umfassenden Zugang zur Gesundheitsversorgung erhalten.
„Selbstredend gilt es festzustellen, dass nicht in jeder geflüchteten Familie, die potentiell traumatisierende Erlebnisse hatte, alle Familienmitglieder psychische Belastungen zeigen oder gar eine posttraumatische Belastungsstörung aufweisen. Jedoch ist das Ausmaß potentiell traumatisierender psychischer Belastungen ein Spezifikum bei aus Kriegs- und Konfliktgebieten geflüchteten Personen, das sowohl in familienfördernden Angeboten für diese Familien als auch in einem erleichterten Zugang zur Gesundheitsversorgung stärkere Beachtung finden muss“, erläutert Professor Jörg M. Fegert, Vorsitzender des Wissenschaftlichen Beirats für Familienfragen.
Der Wissenschaftliche Beirat für Familienfragen berät das Bundesfamilienministerium unabhängig und ehrenamtlich in Fragen der Familienforschung und Familienpolitik. Er bezieht dabei Position zu Schwerpunktfragen der Familienpolitik in Form von Gutachten sowie Stellungnahmen, mit denen aktuelle familienpolitische Fragen kommentiert werden. Diese schließen in der Regel mit konkreten Handlungs- und Forschungsempfehlungen an die Politik. Dem Beirat gehören derzeit 17 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus den für Familienforschung und Familienpolitik wichtigen Bereichen an. Professor Fegert wurde 2002 in den Beirat berufen, war seit 2010 dessen stellvertretender Vorsitzender und ist seit Januar 2017 für drei Jahre dessen gewählter Vorsitzender.
(Text: Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie/Psychotherapie)
Weitere Informationen im Internet:
- Link zum Gutachten
- Link zur Pressemitteilung des BMFSFJ
- Link zur Homepage des Wissenschaftlichen Beirats
Foto (v.l.): Petra Mackroth (BMFSFJ), Ministerin Dr. Katarina Barley (BMFSFJ), Prof. Jörg M. Fegert (KJP, Uniklinikum Ulm), Dr. Valeria Prayon-Blum (KJP, Uniklinikum Ulm)
(Quelle: Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend)