Fünf Jahre Palliativstation am Universitätsklinikum Ulm
„Über das Sterben spricht man nicht, oder doch?“
Palliativstation der Klinik für Innere Medizin III feiert
am 9. April ab 15:30 Uhr fünfjähriges Bestehen
Veranstaltungsort: Hörsaal Neue Chirurgie, Oberer Eselsberg
(Albert-Einstein-Allee 23, 89081 Ulm)
Journalisten sind zur Feierstunde herzlich eingeladen
Das Universitätsklinikum Ulm ist seit langem bemüht, schwer erkrankten, nicht mehr heilbaren Patienten und ihren Familien einen geschützten Raum und Zuwendung für diese Situation zu ermöglichen. Die zunehmende Technisierung und Ökonomisierung der Medizin hat jedoch diesen Raum immer weiter eingeengt. Um Ärzten und Pflegekräften mehr Zeit für eine adäquate Behandlung schwersterkrankter und auch sterbender Patienten und für die so wichtigen Gespräche zwischen Patienten, Angehörigen und Pflegenden zu ermöglichen, hat das Universitätsklinikum Ulm nach langen Vorbereitungsjahren im April 2009 mit der Eröffnung der ersten Palliativstation der Region reagiert. Mittlerweile ist die Palliativstation am Universitätsklinikum Ulm und in der Region fest verankert.
Das fünfjährige Bestehen der Palliativstation wird am Mittwoch, 9. April, ab 15:30 Uhr auf dem Oberen Eselsberg im Hörsaal Neue Chirurgie mit einer Feierstunde gewürdigt. „Im Rahmen der Feierstunde wollen wir die vergangenen fünf Jahre unserer Palliativstation Revue passieren lassen, eine Zwischenbilanz zur Entwicklung der palliativmedizinischen Versorgung am Standort ziehen und einen Ausblick in die Zukunft wagen“, so Prof. Dr. Hartmut Döhner, Ärztlicher Direktor der Klinik für Innere Medizin III. „Denn noch immer ist es in Deutschland nicht selbstverständlich, dass Patienten in ihrer letzten Lebensphase und ihre Angehörigen wirklich umfassend begleitet werden.“ Als Gastredner wird Herr PD Dr. med. Gärtner, Leitender Oberarzt der Klinik für Palliativmedizin am Universitätsklinikum Freiburg, einen Vortrag mit dem Thema „Palliativmedizin und Comprehensive Cancer Care“ halten.
Ganzheitliche Betrachtung
Das lateinische Verb „palliare“ bedeutet „mit einem Mantel umhüllen“. Schon diese Umschreibung macht deutlich, dass es in der Palliativmedizin um die ganzheitliche Betrachtung des Menschen und nicht nur um eine „humanistisch angereicherte Schmerztherapie“ geht – ein Vorurteil, das sich immer noch hartnäckig hält und nur langsam aufgelöst werden kann. „Patienten und Angehörigen steht in Ulm ein engagiertes, erfahrenes und speziell geschultes interprofessionelles Team zur Seite, das sich aus Ärzten, Pflegekräften, Seelsorgern, Psychoonkologen, Sozialdienstmitarbeitern und Physiotherapeuten zusammensetzt. So ermöglichen wir schwerstkranken Menschen einen letzten Lebensabschnitt in Würde. Verständnis und Respekt sind hierbei elementar“, bilanziert Professor Döhner.
Teil eines Netzwerks
Die palliative Betreuung auf dem Oberen Eselsberg ist Teil eines Netzwerks, in das auch niedergelassene Ärzte, die Brückenpflege, ambulante Pflegeeinrichtungen, kirchliche und soziale Dienste, die Spezialisierte Ambulante Palliativversorgung (SAPV) und das Hospiz Ulm eingebunden sind. „Gemeinsam kümmern wir uns z. B. darum, dass die Einordnung in eine Pflegestufe gesichert ist und organisieren die häusliche Versorgung nach dem Krankenhausaufenthalt. Denn zum Konzept gehört auch, dass Patienten immer wieder nach Hause oder in eine Pflegeeinrichtung zurückkehren können, falls es ihnen zwischenzeitlich besser gehen sollte und sie das wünschen“, sagt Dr. Mayer-Steinacker, Oberärztin und Leiterin der Palliativstation. Hier sieht die erfahrene Ärztin auch einen Unterschied zur wichtigen Arbeit von Hospizen: „Palliativmedizin ist nicht in erster Linie Medizin in der Sterbephase. Im Mittelpunkt steht vielmehr das zu verringern, was den Patienten belastet und quält. Patienten in palliativer Situation sollen die restliche Zeit ihres Lebens in guter Lebensqualität verbringen können. Das ist dann auch die beste Vorbereitung für ein menschliches Sterben.“
Linderung von Leiden
„Diesem Anspruch möchten wir in Zukunft noch besser gerecht werden, deshalb werden wir die Palliativstation noch in diesem Jahr weiter ausbauen“, sagt Prof. Dr. Klaus-Michael Debatin, Leitender Ärztlicher Direktor des Universitätsklinikums Ulm und Ärztlicher Direktor der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin. Er weist darauf hin, dass zum ersten Mal in der Medizingeschichte ein medizinisches Fachgebiet die physischen, psychosozialen und spirituellen Aspekte gleichberechtigt in den Blick nimmt. „Von diesem Grundgedanken lassen wir uns leiten“, so Professor Debatin. „So nimmt Medizin den Menschen wieder ganzheitlich in den Blick und hilft ihm, nicht nur das Leiden auszuhalten, sondern auch seinen schwersten Weg zu gehen.“
Die Palliativmedizin ist ein Anliegen des gesamten Universitätsklinikums. Mittlerweile engagieren sich in der Palliativmedizin nicht nur Ärzte und Pflegende aus dem Zentrum für Innere Medizin (Oberer Eselsberg), sondern auch auf dem Michelsberg in der Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe und in der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin.