13.458 Kinder und Jugendliche wurden nach der polizeilichen Kriminalstatistik im vergangenen Jahr Opfer sexuellen Missbrauchs, die Dunkelziffer liegt weit höher. Manche Kinder kämpfen ein Leben lang mit den Folgen des Missbrauchs, anderen gelingt es, das Erlebte zu verarbeiten. Um herauszufinden, warum das so ist und daraus verbesserte Hilfen zu entwickeln, befragen Wissenschaftler und Psychologen der Universitätsklinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie/ Psychotherapie in einer bundesweiten Studie Opfer sexueller Gewalt. Das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend fördert das Projekt mit rund 130.000 Euro. Für die Studie werden Teilnehmerinnen und Teilnehmer in ganz Deutschland gesucht.
Welche Faktoren helfen bei der Verarbeitung belastender Erlebnisse?
Sexuelle Gewalt umfasst Bemerkungen mit sexuellem Inhalt, das erzwungene Anschauen von Bildern mit sexuellen Handlungen oder von entblößten Menschen, sexuell geprägte Berührungen sowie Vergewaltigungen. Wer so etwas als Kind oder Jugendlicher erlebt, muss damit sein Leben lang umgehen. Die Wissenschaftler und Psychologen der Ulmer Studie wollen mit Hilfe von strukturierten Fragebögen und Gesprächen Kinder und Jugendliche über ihre Erlebnisse, ihren Umgang damit und ihre heutige Situation befragen.
„Durch die so erstellte klinische Diagnostik können wir helfen, mögliche Spätfolgen sexuellen Missbrauchs frühzeitig zu erkennen und zu behandeln“, erläutert Studienleiter Prof. Dr. Lutz Goldbeck, Leiter der Sektion Psychotherapieforschung und Verhaltensmedizin an der Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie/ Psychotherapie. Jeder Teilnehmer erhält nach der Befragung eine individuelle Rückmeldung. „Wir können Therapieempfehlungen geben oder im günstigen Fall die psychische Gesundheit bestätigen, was für viele Betroffene sehr wichtig ist“, so Goldbeck. Zum Nutzen für die einzelnen Teilnehmer kommt der Nutzen für andere Betroffene: „Mit Hilfe der Interviews wollen wir herausfinden, was Opfern sexueller Gewalt bei der Bewältigung ihrer Erlebnisse geholfen hat oder was die Verarbeitung erschwert hat. Daraus wollen wir lernen, wie wir sexuellen Missbrauch besser erkennen und wie wir minderjährige Opfer früher und besser unterstützen und behandeln können“, erklärt Professor Goldbeck.
Die Studie ist Teil des vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend geförderten deutschlandweiten MiKADO-Projekts„Missbrauch von Kindern: Aetiologie, Dunkelfeld, Opfer“mit Kooperationspartnern an sieben Standorten.
Teilnahme an der Studie möglich
An der Studie können mit einer erwachsenen Bezugsperson Kinder und Jugendliche zwischen 7 und 17 Jahren teilnehmen, die belastende Erfahrungen gemacht haben – unabhängig davon, ob es ihnen heute gut oder schlecht geht. Die Studie besteht aus einem Fragebogen, einem ausführlichen Telefoninterview und einer individuellen Rückmeldung. Sie unterliegt strengsten Datenschutzbestimmungen. Die Teilnehmer erhalten eine Aufwandsentschädigung von 50 Euro. Für ein erstes Gespräch und weitere Informationen steht die Psychologin M. Sc. Annika Münzer zur Verfügung:
Tel: 0731 – 500 62672
Mail: annika.muenzer@uniklinik-ulm.de
Informationsflyer zur Teilnahme an der Studie
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