Erfolg für die Ulmer Universitätsmedizin: In der Sektion Pneumologie an der Klinik für Innere Medizin II ist im Rahmen eines Studienabkommens erstmalig ein Lungenkrebspatient mit der neuen Substanz „Ceritinib“ behandelt worden. Diese bietet insbesondere bei mehrfach vorbehandelten Patienten eine neue Therapiemöglichkeit. Der neue Wirkstoff ist als Tablette verfügbar und greift ganz gezielt eine Schwachstelle im Erbgut von bestimmten Lungenkrebsarten an.
Überzeugende Studienergebnisse
„Allerdings ist diese Veränderung im Erbgut nur bei etwa vier Prozent der Patienten mit einem nicht-kleinzelligen Lungenkrebs vorhanden“, erläutert Dr. Cornelia Kropf-Sanchen, Leiterin der Sektion Pneumologie, und ergänzt. „Bisher stand uns mit dem Vorläufermedikament „Crizotinib“ die einzige Therapiemöglichkeit für diese Patientengruppe zur Verfügung. Obwohl dieses eine sehr gute Wirkung zeigt und eine Stabilisierung über eine lange Zeit bedeuten kann, schreitet im Endergebnis auch bei diesen Patienten die Erkrankung leider meist fort. Für diese Fälle stellt ,Ceritinib‘ nun eine neue Therapiemöglichkeit dar.“ Die neue Substanz ist in Deutschland momentan noch nicht zugelassen. Anders in den USA: Dort wurde sie, nicht zuletzt aufgrund der überzeugenden Studienergebnisse, im April dieses Jahres für Patienten – die ein Fortschreiten der Tumorerkrankung zeigen – zugelassen. Insbesondere für diese Betroffenen, die keine andere Therapiemöglichkeit mehr gehabt hätten, zeigte „Ceritinib“ in mehr als 50 Prozent ein Ansprechen.
Enge Kooperation mit dem Institut für Pathologie
Auch in Deutschland erhöhen sich nun die Chancen für eine erfolgreiche Behandlung: „Uns ist es möglich, sehr früh eine Auswahl und Testung von Patientenproben vorzunehmen“, sagt Dr. Stefan Rüdiger, Assistenzarzt in der Sektion Pneumologie, „denn wir kooperieren sehr gut mit dem Institut für Pathologie“. Die Probenentnahme verläuft für Patienten in aller Regel problemlos: Aufgrund einer speziellen Technik, bei der eine so genannte Kältesonde eingesetzt wird, kann stets ausreichend Gewebe für abklärende Untersuchungen gewonnen und dann entschieden werden, ob eine Behandlung mit dem neuen Wirkstoff infrage kommt.
„Eine konventionelle Chemotherapie ohne individuelles Therapiekonzept wird dem heutigen Stand der Wissenschaft nicht mehr gerecht“, betonen Dr. Kropf-Sanchen und Dr. Stefan Rüdiger übereinstimmend. „Es wird immer wichtiger, bestimmte Veränderungen im Erbgut der Krebszellen zu kennen, weil sich daraus zunehmend auch neue Therapiemöglichkeiten ergeben.“
Individualisierten Therapien gehört die Zukunft
Das auf die Zukunft ausgerichtete Prinzip einer individualisierten Therapie wird bei der Behandlung von Lungenkrebspatienten schon heute umgesetzt. So wird beispielsweise jeder Patient in einer wöchentlich stattfindenden interdisziplinären Konferenz (Tumorboard) besprochen, zudem kann Patienten eine breite Palette neuer Substanzen im Rahmen von Studien angeboten werden.
Aufgrund der bereits vorliegenden Daten setzen die beiden Mediziner in „Ceritinib“ große Hoffnungen. „Es freut uns, dass wir unsere Patienten im Rahmen von Studienabkommen schon früh am Therapiefortschritt teilhaben lassen können. Zahlreiche der heutzutage zugelassenen Medikamente für Lungenkrebspatienten standen uns schon vor Jahren zur Verfügung“, sagt Dr. Kropf-Sanchen und unterstreicht damit einen wichtigen Vorteil universitärer Medizin. „Mit dem neuen Lungenkrebsmedikament können wir nun zumindest einem Teil unserer Patienten eine sehr effektive und nebenwirkungsarme Therapie anbieten“, so die Lungenspezialistin abschließend.
Die unten angehängten Fotos zeigen Dr. Cornelia Kropf-Sanchen und Dr. Stefan Rüdiger (Foto: Universitätsklinikum Ulm).
Fotos und Grafiken sind nur für die Presseberichterstattung über das in dieser Information mitgeteilte Ereignis freigegeben.