„Meine Gemeinde in den letzten acht Jahren war die Innere Medizin, die Patienten, die Angehörigen und natürlich auch die Mitarbeitenden “, fasst Erich Schäfer, geschäftsführender Pfarrer der evangelischen Klinikseelsorge Ulm, seine Zeit am Universitätsklinikum Ulm zusammen. Da die üblichen acht Jahre Dienstzeit für ihn als evangelischen Klinikpfarrer zu Ende gehen, wechselt Schäfer nun in die Gemeinden Weidenstetten-Neenstetten-Holzkirch/Breitingen.
In der Klinikseelsorge steht besonders die Situationsbewältigung im Mittelpunkt: „Patienten und Angehörige und natürlich auch Klinikmitarbeiter in ihrer jeweiligen Lebenslage zu begleiten und mitzuhelfen, die Gedanken und Gefühle zu formulieren, neu zu sortieren und so einen guten Weg zu finden – das war eine zentrale Aufgabe während meiner Arbeit hier am Universitätsklinikum“, erklärt Schäfer. „Eine gelungene Begleitung eines Patienten bezieht auch Ärzte, Pflegepersonal und Angehörige mit ein. Niemand soll eine schwierige und belastende Situation mit sich selbst ausmachen müssen.“
Vielen Patienten helfe schon die Frage „Wie geht es Ihnen?“, um sich angesprochen und wahrgenommen zu fühlen. „Diese einfache Frage kann aber auch der Türöffner zu tragischen Lebensgeschichten und existentiellen Ängsten der Betroffenen sein“, erklärt Schäfer. Ein Klinikseelsorger kann besonders in extremen Situationen eine wichtige Bezugsperson und Orientierungshilfe sein, zum Beispiel für Patienten, die eine verheerende Diagnose erhalten haben oder Angehörige, die durch den Verlust eines Familienmitglieds aus der Bahn geworfen werden. „Auch wenn sich der Tod eines Patienten schon lange ankündigt, trifft es die Angehörigen unerwartet, wenn der Moment da ist. Man kann es sich im Grunde nicht vorstellen, wie es ist, einen geliebten Menschen zu verlieren", sagt Schäfer. „Wenn man in dieser Situation die Menschen begleiten kann und sie so dabei unterstützt, einen Weg zu finden und weiterzumachen, dann hat man seinen Job gut gemacht.“
Dabei sei es wichtig, den Menschen in seinem Lebensbezugssystem zu sehen und auch das Umfeld in die Arbeit miteinzubeziehen. „Pro Patient kommt man auf etwa zehn Betroffene. Und ich kann sagen: Geht es den Angehörigen gut, hilft das auch dem Patienten.“
Ein Klinikseelsorger trete häufig auch als Vermittler zwischen Patienten, Angehörigen und Klinikmitarbeitern auf. „Manchmal reicht es schon, wenn man über die Abläufe spreche oder ein Gespräch, wenn spontan nötig, vermitteln kann,“ berichtet der Pfarrer. Wichtig sei es, immer situationsabhängig zu reagieren und auf die Bedürfnisse des Gegenübers zu achten.
„Im Namen des gesamten Klinikums möchte ich mich bei Pfarrer Erich Schäfer für die geleistete Arbeit bedanken“, sagt Professor Udo X. Kaisers, Leitender Ärztlicher Direktor des Universitätsklinikums. „Angebote wie die Klinikseelsorge haben für unsere Patienten, Angehörige und Mitarbeiter einen großen Mehrwert und sind ein wichtiger Teil einer ganzheitlichen Versorgung.“