Der ältere Herr schlurft nur noch, er ist vergesslich und kann seinen Harn nicht richtig halten. Häufig werden diese Symptome, die die Lebensqualität älterer Menschen massiv einschränken, einfach als Alterserscheinungen oder als Anzeichen einer Altersdemenz gedeutet. Dass die drei Symptome alle zusammen auf eine besondere Erkrankung des Gehirns, den „Altershirndruck“ hinweisen, ist noch zu wenig bekannt. Damit haben die Betroffenen auch keinen Zugang zu Behandlungsmöglichkeiten, die die drei Symptome lindern können. Am 6. November 2013 erfahren Hausärzte, Neurologen und Radiologen aus dem süddeutschen Raum in einer Fortbildungsveranstaltung der Ulmer Universitätsklinik für Neurochirurgie und der Bezirkskliniken Schwaben mehr über die Erkrankung.
Symptome lassen sich lindern
Beim Altershirndruck, medizinisch Normaldruckhydrocephalus, ist die Balance zwischen der Bildung und dem Abfluss von Nervenwasser im Gehirn gestört. Der Hirndruck ist nicht dauerhaft, sondern nur gelegentlich erhöht. „Die Störung führt dennoch dazu, dass das Gehirn bestimmte Aufgaben nicht mehr erfüllen kann“, erläutert Prof. Dr. Christian Rainer Wirtz, Ärztlicher Direktor der Ulmer Universitätsklinik für Neurochirurgie und der Neurochirurgischen Klinik an den Bezirkskliniken Schwaben in Günzburg. „Die genauen Ursachen dafür sind bis heute nicht bekannt, aber wir können die Symptome lindern. Mit einem kleinen, unter der Haut verlaufenden Schlauch können wir Nervenwasser aus dem Gehirn in den Bauchraum ableiten und so das Nervenwasser in der richtigen Balance halten“, so Wirtz.
Richtige Diagnose ist entscheidend
Die Erkrankung ist damit zwar nicht geheilt, aber die Lebensqualität der Betroffenen verbessert sich wieder, erklärt Dr. Michal Hlaváč, Oberarzt der neurochirurgischen Kliniken in Ulm und Günzburg: „90 Prozent der Betroffenen können wieder besser laufen, die kognitiven Leistungen werden bei der Mehrheit wieder stärker und auch die Inkontinenz geht häufig zurück. Entscheidend ist, die richtige Diagnose zu stellen, damit Betroffene überhaupt die Chance erhalten, von den Behandlungsmöglichkeiten zu profitieren.“ Für die Diagnostik lassen die Ärzte Nervenwasser des Gehirns ab, beobachten die Wirkung und gleichen sie mit MRT-Bildern ab.
In Deutschland sind rund 60.000 bis 80.000 Menschen vom Altershirndruck betroffen, die Dunkelziffer könnte höher liegen, da bis zu 10 Prozent der diagnostizierten Demenzerkrankungen ihre tatsächliche Ursache im Altershirndruck haben könnten.
Zur Fortbildungsveranstaltung für Ärzte werden rund 60 Hausärzte, Neurologen und Radiologen aus ganz Süddeutschland erwartet. Die Veranstaltung ist nicht öffentlich, Vertreter der Presse können gerne teilnehmen. Das Veranstaltungsprogramm finden Sie im Anhang.