Am Dienstag, 12. November, stellten Vertreter der Ulmer Universitätsmedizin und der AOK Ulm-Biberach in einer gemeinsamen Pressekonferenz das zukunftsweisende „VAT“ – Viv-Arte® Trainingskonzept vor, das Krebspatienten im Kampf gegen die Polyneuropathie hilft. Hierbei handelt es sich um eine besonders tückische Nervenerkrankung, die als schwere Nebenwirkung einer Chemotherapie auftreten kann. Entwickelt wurde das ebenso einzigartige wie bahnbrechende Trainingskonzept „VAT“ von Pflegekräften der Ulmer Universitätsmedizin. Einen großen Anteil bei der Ausarbeitung des Vertrags und der Realisierung des Projekts für die ambulante Versorgung im Universitätsklinikum Ulm hatte die AOK Ulm-Biberach. Beide Partner ließen sich während der jeweils langen und aufwändigen Prozesse von einem gemeinsamem Ziel leiten: die Lebensqualität von schwerkranken Krebspatienten zu verbessern.
„Die Chemotherapie-induzierte Polyneuropathie ist eine Nervenerkrankung mit schweren Einschränkungen der Bewegungsfähigkeit. Damit sind erhebliche Auswirkungen auf die Lebensqualität und die Mobilität von Patienten verbunden“, verdeutlicht Prof. Dr. Richard F. Schlenk aus der Klinik für Innere Medizin III, der insbesondere das strukturierte Behandlungs- und Dokumentationskonzept von „VAT“ vorangetrieben hat. Er ergänzt: „Die Missempfindungen treten vor allem an den Händen und Füßen auf. Sie werden häufig als Kribbeln oder Taubheitsgefühle wahrgenommen, die u.a. zu fehlendem Feingefühl in den Fingern führen können. Das kann soweit gehen, dass z.B. Hemdknöpfe nicht mehr geschlossen und Flaschen nicht mehr geöffnet werden können. Besondere Gefahren lauern beispielsweise beim Treppensteigen, da auch koordinative Fähigkeiten verloren gehen. Hier bietet das VAT-Trainingskonzept ideale Möglichkeiten zum Gegensteuern.“
Erleichterung im Alltag
Was genau beinhaltet das Programm, das von Prof. Dr. Richard Schlenk, Silja Mack und Elisabeth Kirchner, Klinik für Innere Medizin III, im Rahmen einer Pilotstudie wissenschaftlich ausgewertet wurde und für das die José Carreras Leukämie-Stiftung 161.000,- Euro zur Verfügung stellte? „VAT“ kombiniert eine integrative, passive Mobilisation aller Gelenke der betroffenen Körperregionen, ein Vibrationstraining mit der so genannten Galileo® Vibrationsplattform und ein spezielles Training von Haltung und Beweglichkeit zur Verbesserung der Koordination. Hinzu kommt außerdem ein Funktionstraining zur Verbesserung von Alltagshandlungen.
Innovative Versorgung zum Wohl der Patienten
Das Wissen um eine signifikante Verbesserung der Lebensqualität von betroffenen Patienten war auch für die AOK Ulm-Biberach ein ganz entscheidender Grund für ihr Engagement: „Die AOK Baden-Württemberg ist bei der Entwicklung von neuartigen Versorgungsprogrammen ein Innovationstreiber. Auf landesweiter Ebene haben wir mit flächendeckenden Hausarzt- und Facharztverträgen viel für eine optimierte Versorgung der Patienten und eine zufriedenstellende Arbeitssituation für Ärzte im ambulanten Bereich getan“ sagt Dr. Sabine Schwenk, Geschäftsführerin der AOK Ulm-Biberach. Die Krankenkasse hat als exklusiver Partner die Rahmenbedingungen für die Überbringung von VAT in die stationäre Regelversorgung maßgeblich mitgestaltet. „VAT ergänzt diese Programme im stationären Bereich. Als lokal verankertes Unternehmen freuen wir uns besonders, auch regionale Projekte mit unserem Knowhow zu unterstützen.“ Hans-Joachim Seuferlein, stellvertretender Geschäftsführer, der die Vertragsverhandlungen übernommen hat, ergänzt: „Die Bedeutung der Krankenpflege nimmt durch den demografischen Wandel stetig zu; wir müssen uns daher rechtzeitig für die Zukunft rüsten. Mit Projekten wie dem Viv-Arte Trainingsprogramm stellen wir die Mobilität und die Selbstpflege des Patienten in den Vordergrund.“
„VAT“ verbessert die Lebensqualität
Eine Besonderheit, die im medizinischen Wissenschaftsalltag und Krankenhausbetrieb nicht selbstverständlich ist: Entwickelt wurde das Trainingskonzept nicht von Forschern und/oder Ärzten, sondern inhaltlich und praktisch von der Krankenschwester Heidi Bauder Mißbach.
Die Krankenschwester Elisabeth Kirchner und die ehemalige Pflegedirektorin Anna M. Eisenschink gaben ihr am Universitätsklinikum Ulm über Jahre hinweg wichtige Unterstützung – sie führten „VAT“ in den klinischen Alltag ein. „Die Verbesserung der Lebensqualität ist eng verbunden mit der Wiedererlangung der Mobilität. Eine nach unserem Konzept behandelte Patientin sagte mir gegenüber, dass sie nun wieder was tun könne. Sie habe wieder Kraft und ihre Missempfindungen würden täglich weniger. Sie könne wieder schlafen und fühle sich wieder was wert“, fasst Elisabeth Kirchner zusammen.
Bemerkenswerter Pioniergeist
„Als Arzt bin ich sehr froh, dass Frau Kirchner und Frau Bauder Mißbach diesen bemerkenswerten Pioniergeist bewiesen haben“, bilanziert Professor Döhner. „Bislang hat die Medizin nämlich keine befriedigende Antwort auf die Polyneuropathie. Wir sehen nun aber Tag für Tag, wie gut unseren Patienten das in Ulm entwickelte Trainingskonzept tut.“
Das unten angehängte Foto zeigt von links: Hans-Joachim Seuferlein, Stellvertretender Geschäftsführer der AOK Ulm-Biberach; Dr. Sabine Schwenk, Geschäftsführerin der AOK Ulm-Biberach; Prof. Dr. Hartmut Döhner, Ärztlicher Direktor der Klinik für Innere Medizin III; Heidi Bauder Mißbach, Krankenschwester und Entwicklerin von „VAT“; Elisabeth Kirchner, Krankenschwester und Entwicklerin von „VAT“; Patientin Brigitte Berger; Prof. Dr. Richard Schlenk, Klinik für Innere Medizin III; Rick Pieger, Pflegedirektor Universitätsklinikum Ulm.
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