In der Sektion Pneumologie an der Klinik für Innere Medizin II ist im Rahmen eines Studienabkommens erstmalig ein Lungenkrebspatient mit der neuen Substanz „Crizotinib“ behandelt worden. Dieser Wirkstoff ist als Tablette verfügbar und greift ganz gezielt eine Schwachstelle im Erbgut von bestimmten Lungenkrebsarten an.
Überzeugende Studienergebnisse
„Allerdings ist diese Veränderung im Erbgut nur bei etwa vier Prozent der Patienten mit einem nicht-kleinzelligen Lungenkrebs vorhanden“, schränkt Dr. Cornelia Kropf-Sanchen, Oberärztin in der Sektion Pneumologie, ein. Die neue Substanz ist in Deutschland momentan noch nicht zugelassen, aufgrund der überzeugenden ersten Studienergebnisse sei das Medikament in den USA aber bereits Ende August 2011 eingeführt worden. Insbesondere bei Patienten mit bereits weit fortgeschrittener Erkrankung ist in bis zu 60 Prozent ein Ansprechen mit deutlicher Tumorschrumpfung beobachtet worden, unabhängig davon, ob die Tumorerkrankung schon vorbehandelt war.
Immer wichtiger: Veränderungen im Erbgut von Krebszellen erkennen
„Durch die sehr enge und zeitnahe Zusammenarbeit mit dem Institut für Pathologie ist am Universitätsklinikum Ulm sehr früh eine Auswahl und Testung entsprechender Patientenproben möglich“, erläutert PD Dr. Christian Schumann, Leiter der Sektion Pneumologie. Er ergänzt: „Wir können – aufgrund unserer speziellen Technik der Materialentnahme während der Lungenspiegelung mit einer Kälte-Sonde – stets ausreichend Gewebe gewinnen, das wir im Einvernehmen mit dem Patienten entsprechend austesten lassen.“
„Eine konventionelle Chemotherapie nach dem ,Gießkannenprinzip’ wird dem heutigen Stand der Wissenschaft nicht mehr gerecht“, betont Dr. Kropf-Sanchen. „Es wird immer wichtiger, bestimmte Veränderungen im Erbgut der Krebszellen zu kennen, weil sich daraus zunehmend auch neue Therapiemöglichkeiten ergeben.“
Aufgrund der vorliegenden Daten setzen die beiden Mediziner insbesondere in „Crizotinib“ große Hoffnungen. „Wir können nun zumindest einem Teil unserer Patienten eine sehr effektive und nebenwirkungsarme Therapie anbieten“, sagen beide übereinstimmend.
Das zukunftsweisende Prinzip einer individualisierten Therapie wird bei der Behandlung von Lungenkrebspatienten bereits tagtäglich umgesetzt. So wird beispielsweise jeder Patient in einer wöchentlich stattfindenden interdisziplinären Konferenz (Tumorboard) besprochen, zudem kann Patienten eine breite Palette neuer Substanzen im Rahmen von Studien angeboten werden.
Das unten angehängte Bild zeigt Dr. Kropf-Sanchen und PD DR. Schumann (Foto: UK Ulm).
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