Krieg und Vertreibung können sich nachhaltig auf die körperliche und geistige Gesundheit von Kindern auswirken und haben oft langfristige Folgen für ihre Entwicklung. Angesichts der jüngsten Ereignisse in der Ukraine ist die psychische Unterstützung betroffener Kinder essentiell. Damit diese zielgerichtet erfolgen kann, hat eine Arbeitsgruppe von Traumaexpert*innen der Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie/Psychotherapie am Universitätsklinikum Ulm (UKU) eine Übersicht für die European Society for Child and Adolescent Psychiatry (ESCAP) erstellt. Diese soll als Orientierungshilfe für die psychosoziale Versorgung von Kindern dienen.
„Die Erfahrungen, die Kinder während und als Folge eines Krieges machen müssen, stehen in krassem Gegensatz zu ihren Entwicklungsbedürfnissen und ihrem Recht, in einem sicheren und verlässlichen Umfeld aufzuwachsen. Daher ist es besonders wichtig, dass Kinder, welche schwere psychische Belastungen zeigen, möglichst schnell psychotherapeutische Hilfe erhalten, die gezielt auf ihre Bedürfnisse ausgerichtet ist. Dafür ist es nötig, Betreuerinnen und Betreuern rechtzeitig eine Orientierungshilfe an die Hand zu geben“, erklärt Professor Jörg Fegert, Ärztlicher Direktor der Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie/Psychotherapie.
Um eine optimale Versorgung Betroffener sicherzustellen, hat eine Arbeitsgruppe der Klinik in kürzester Zeit einen Leitfaden erstellt und mit dem Vorstand und der Policy Division der Fachgesellschaft ESCAP abgestimmt, deren gewählter nächster Präsident Prof. Fegert ist. Dafür wurden Studien ausgewertet, die die Auswirkungen von Krieg und Flucht in großen Konflikt- und Kriegsgebieten auf die psychische Gesundheit von Kindern behandeln und einschätzen. In einem Stufenplan werden verschiedene Maßnahmen vorgestellt, die beispielsweise die sofortige Hilfe und Intervention betreffen, oder auch geeignete Infrastrukturen nach der Migration sowie soziale Umgebungen, die die psychische Gesundheit fördern. Darüber hinaus beschäftigt sich der Artikel damit, wie europäische Kinder- und Jugendpsychiatrien und speziell die ESCAP in der aktuellen Situation helfen können.
Link zum Artikel „Impact of war and forced displacement on children’s mental health – multilevel, needs‑oriented, and trauma‑informed approaches”:
https://link.springer.com/article/10.1007/s00787-022-01974-z
Weitere Informationen zur Unterstützung geflüchteter Kinder und Jugendlicher:
Auf der Homepage der Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie/Psychotherapie findet sich neben dem ESCAP-Leitfaden auch eine aktuelle Übersicht von Materialien, welche schon in Ukrainisch und Russisch übersetzt wurden, zur Unterstützung geflüchteter Kinder und Jugendlicher. Diese Informationen werden permanent ergänzt.