Er ist seit 50 Jahren der Standard in der Leistungsdiagnostik: Der Laktattest. Fußballprofis unterziehen sich dem kleinen Pieks ins Ohrläppchen genauso wie Ruderer oder Schwimmstars. Anhand der Laktatwerte im Blut lässt sich bestimmen, wo die Leistungsgrenzen liegen. Doch das Verfahren kann nicht erklären, warum manche Sportler auf einen Trainingsreiz ansprechen und andere nicht. Um Trainingseinheiten noch individueller zuschneiden zu können, forschen die Sportmediziner am Universitätsklinikum Ulm unter der Leitung von Prof. Dr. Jürgen Steinacker im Verbund mit Kollegen aus Gießen und Tübingen nach präziseren Parametern. Studienteilnehmer erhalten eine Leistungsdiagnostik wie Profisportler.
Profis wie Hobbysportler nutzen Laktattest
Vor jeder WM und EM heißt es für die Nationalmannschafts-Anwärter: Zittern um die Nominierung. Nicht nur Testspiele, sondern auch ein umfangreicher Leistungstest entscheidet darüber, wer in den Kader aufgenommen wird. Neben Übungen an Gummibändern, Sprints und Slalomläufen gibt es dann immer auch diese Fotos: Geduldig steht Bastian Schweinsteiger am Spielfeldrand, während eine Ärztin mit behandschuhten Fingern eine kleine Nadel in sein Ohrläppchen sticht, um einen Tropfen Blut abzunehmen. Laktattest.
Welches Training ist für wen das beste?
Training kurbelt den Stoffwechsel des Körpers an, bei höherer Belastung bildet sich Laktat. Der Laktatwert im Blut gibt Aufschluss darüber, wo die Leistungsgrenze eines Menschen liegt. Wer seine Laktatwerte kennt, weiß, wie weit er beim Training gehen kann. Das machen sich Leistungs- wie Freizeitsportler zu Nutze – und zwar sehr lange schon: Vor einem halben Jahrhundert wurde der Laktattest in Deutschland entwickelt. Bis heute ist er weltweit Standard. Doch die bewährte Methode hat auch Nachteile: „In vielen Bereichen ist der Laktatwert nicht aussagekräftig genug“, sagt Martina Velders, Sportwissenschaftlerin am Universitätsklinikum Ulm. „Wir stellen immer wieder fest, dass manche Sportler auf eine Trainingsmethode, etwa hochintensives Intervalltraining, gut ansprechen, andere aber gar nicht. Wir möchten wissen, warum das so ist.“
Neue Parameter gesucht
Deshalb haben sich die Ulmer Wissenschaftler auf die Suche nach neuen Parametern begeben. In einer Studie des Bundesinstitutes für Sportwissenschaften suchen sie gemeinsam mit Forschern aus Gießen und Tübingen nach neuen, genaueren Methoden für die Leistungsdiagnostik: „Wir wollen empfindlichere Parameter finden, die Aufschluss darüber geben, welche Trainingsart für welchen Sportler am besten geeignet ist.“ So lässt sich das Training gezielter und gesünder gestalten. Fotos von Nationalspielern bei der Blutabgabe am Spielfeldrand wird es aber weiterhin geben, so die Wissenschaftlerin: „Der Laktattest wird nach wie vor wichtig bleiben. Aber wenn wir es schaffen, die Leistungsdiagnostik noch präziser zu machen, haben wir unser Ziel erreicht.“
Untrainierte Studienteilnehmer gesucht
Wer immer schon wissen wollte, wie es um seine persönliche Leistungskurve und Trainingsfähigkeit steht, kann das jetzt erfahren: Für den nächsten Studienabschnitt suchen die Sportmediziner am Universitätsklinikum Ulm Studienteilnehmer. Neben einer umfangreichen internistischen Untersuchung und einer Leistungsdiagnostik wie bei den Profis samt Trainingsberatung erhalten Teilnehmer eine Aufwandsentschädigung von 300 Euro plus einen pauschalen Fahrtkostenbeitrag in Höhe von 200 Euro. Die Trainingsstudie erstreckt sich über sieben Monate, die jeweiligen Termine können individuell vereinbart werden.
Gefragt sind männliche Nichtraucher zwischen 18 und 40 Jahren, die entweder gar keinen bzw. maximal 1-2 Mal pro Woche locker Sport treiben, gesund sind und keine Medikamente oder Nahrungsergänzungsmittel einnehmen.
Weitere Informationen erteilen die Wissenschaftlichen Mitarbeiter Martina Velders (martina.velders@uniklinik-ulm.de, 0731 500-45368) und Dmytro Prokopchuk (dmytro.prokopchuk@uniklinik-ulm.de, 0731 500-45362).