Aktuelle Leitlinie für Nasen-Operationen: Kosmetik, Ästhetik, Funktionalität?

Ulmer HNO-Universitätsklinik stellt in aktualisierter Leitlinie klar, was bei kosmetischen, ästhetischen und funktionellen Nasen-OPs wichtig ist

Eine „rein“ kosmetische Nasen-Operation darf nicht zu einer Beeinträchtigung der Atmung führen – das legt erstmals die aktualisierte medizinische Leitlinie zu Formstörungen der inneren und äußeren Nase fest, die Ärzte der Ulmer Universitätsklinik für Hals-, Nasen- und Ohrenheilkunde, Kopf- und Halschirurgie federführend erstellt haben. Die Leitlinie setzt zudem Diagnosestandards u.a. für kosmetische Operationen und fordert in bestimmten Fällen vor Nasen-OPs eine psychosomatische Untersuchung. Damit bieten die Leitlinien für Ärzte und für Patienten mehr Sicherheit in der Behandlung.

Kosmetisch, ästhetisch? Bei Nasenoperationen sind die Begriffe oft unklar, hier schafft die aktualisierte Leitlinie Abhilfe: „Wenn eine normale Nase verschönert wird, spricht man von einer kosmetischen OP. Wird eine nicht normale Nase verschönert, handelt es sich um eine ästhetische Operation. Hinzu kommen plastisch-rekonstruktive Eingriffe, z.B. nach Tumoroperationen oder Unfällen“, erläutert Prof. Dr. Jörg Lindemann, Oberarzt der Ulmer HNO-Universitätsklinik, der die Aktualisierung der Leitlinien koordiniert hat. Diese Klarstellung ist wichtig, denn erstmals setzt die Leitlinie fest, dass auch vor einer kosmetischen Operation eine geeignete endoskopische Untersuchung der inneren Nase erfolgen muss. „Das ist bisher nicht immer der Fall. Es ist aber notwendig, damit der Operateur nicht nur das Aussehen der neuen Nase im Blick hat, sondern auch das freie Atmen sicherstellt. Die Leitlinie bietet den Patienten also mehr Sicherheit“, so Lindemann. Die Leitlinie wurde im Auftrag der Deutschen Gesellschaft für Hals-, Nasen- und Ohrenheilkunde, Kopf- und Halschirurgie in einem Konsensusverfahren von einem fächerübergreifenden Expertengremium unter Ulmer Leitung aktualisiert, daher ist sie als 2K-Leitlinie („K“ für Konsensus) klassifiziert.

Erstmals fordert die Leitlinie auch, stärker auf psychische Hintergründe für gewünschte Nasenoperationen zu schauen. „So können beispielsweise Menschen mit einer Körperschemastörung ihre normale Nase als zu groß, auffällig und problematisch empfinden. Die Leitlinie fordert, dass hier ein Facharzt die psychosomatischen Hintergründe abklären muss“, erläutert Nasen-Spezialist Lindemann. Die Leitlinie trennt auch Nasen-Typen klarer, die mitunter verwechselt werden: „Bei Spannungsnasen ist die Atmungsfunktion durch die Form der Nase eingeschränkt, hier zahlen die Krankenkassen eine Operation. Mit einer Höckernase lässt sich dagegen meist normal atmen“, so Lindemann. Ein weiterer neuer Aspekt der Leitlinie ist die Klarstellung, dass Operationen, beispielsweise bei angeborenen oder erworbenen Schiefnasen, in der Wachstumsphase möglichst vermieden werden sollten.

Die Ulmer Universitätsklinik für Hals-, Nasen- und Ohrenheilkunde, Kopf- und Halschirurgie ist deutschlandweit eines der großen Zentren für funktionell-ästhetische Nasenoperationen und veranstaltet unter der Leitung von Prof. Dr. Marc Scheithauer einen der führenden Operationskurse für Nasenchirurgie in Deutschland. Daher verfügt die Klinik über große Expertise für die Arbeit an Leitlinien. Jährlich werden unter der Leitung des Ärztlichen Direktors Prof. Dr. Thomas Hoffmann etwa 400 Patienten mit funktionell-ästhetischen Krankheitsbildern an der Nase operiert, inklusive komplexer Formstörungen bei Patienten mit einer Lippen-Kiefer-Gaumenspalte oder nach Tumoroperationen. „Wir freuen uns, dass diese große Erfahrung mit Hilfe der Leitlinie zum Nutzen der Patienten an Kollegen weitergegeben wird“, sagt Prof. Dr. Udo X. Kaisers, der Leitende Ärztliche Direktor des Ulmer Universitätsklinikums.

 

 

Im Anhang finden Sie zwei Fotos: 1. Prof. Dr. Jörg Lindemann; 2. Ästhetik und Funktion: Nasen – v.l. Schiefnase, Spannungsnase, Höckernase, Sattelnase (Fotos: Universitätsklinikum Ulm)