Zum Abschluss ihrer Danke-Tour zu den Universitätskliniken des Landes hat Wissenschaftsministerin Theresia Bauer am Montag (4. Oktober) das Gespräch mit Beschäftigten und Ärzten in Ulm gesucht. Die Ministerin würdigte die herausragenden Leistungen, die in allen Bereichen - von der Pflege über die Verwaltung bis zur Ärzteschaft - unter extremen Pandemie-Bedingungen über inzwischen anderthalb Jahre am Universitätsklinikum Ulm erbracht wurden.
„Seit 18 Monaten steht das Personal auf jeder Station und in jedem Fachgebiet unter einer besonderen, immensen Dauerbelastung“, sagte Theresia Bauer. „Besonders denke ich an die Kolleginnen und Kollegen auf den Corona-Stationen und auf den Intensivstationen insgesamt. Rund um die Uhr kümmern sie sich hochprofessionell um schwerkranke Corona-Patientinnen und Patienten. Dafür danken wir ganz herzlich“, so Theresia Bauer. Prof. Dr. Udo X. Kaisers, Leitender Ärztlicher Direktor und Vorstandsvorsitzender des Uniklinikums Ulm, sagte: „Wir sind sehr stolz darauf, wie kompetent, engagiert und flexibel sich unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter auf die außerordentlichen Herausforderungen der Pandemie eingestellt haben. Es ist unser Ziel, die in der Krise entwickelte, sehr gute Zusammenarbeit der Gesundheitseinrichtungen der Region im Interesse einer bestmöglichen Patientenversorgung weiter auszubauen und zu stärken.“
RKU als Standort des Zentrums für Neurodegenerative Erkrankungen DZNE
Neben dem Universitätsklinikum Ulm besuchte die Ministerin auch die Universitäts- und Rehabilitationskliniken Ulm (RKU) mit den beiden Kliniken für Neurologie und Orthopädie. Hier informierte sie sich unter anderem über den Stand des Übernahmeprozesses durch das UKU. Das Universitätsklinikum wird, sobald der Prozess abgeschlossen ist, erstmals über ein komplettes Fächerspektrum verfügen. „Mit dem RKU wird ein leistungsstarkes und hoch renommiertes Haus zum Universitätsklinikum kommen“, sagte Theresia Bauer. „Dies gilt gleichermaßen für die Krankenversorgung wie auch die Forschung.“
Dank hervorragender Forschungsleistungen sei es gelungen, für Ulm einen Standort des Deutschen Zentrums für neurodegenerative Erkrankungen (DZNE) einzuwerben. Eine Unterbringung im RKU ist geplant.
In Ulm erforschen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler schwerwiegende degenerative Nervenerkrankungen wie die Amyotrophe Lateralsklerose (ALS), die Frontotemporalen Lobärdegenerationen (FTLD) und Chorea Huntington. Die patientenorientierte Forschung soll wissenschaftliche Ergebnisse aus der Grundlagenforschung möglichst rasch in die klinische Anwendung übertragen und helfen, diagnostische und therapeutische Verfahren zu entwickeln. Zudem werden neue Formate für klinische Studien geschaffen. Im besonderen Interesse der Ulmer DZNE-Experten stehen Biomarker, also messbare biologische Merkmale, anhand derer sich eine Erkrankung erkennen lässt, ihr weiterer Verlauf abgeschätzt und der Effekt therapeutischer Interventionen beurteilt werden kann.
„Krankheiten wie ALS oder Chorea Huntington werden noch immer deutlich weniger erforscht als beispielsweise die ‚Volkskrankheit‘ Alzheimer. Es freut mich daher sehr, dass die international hoch anerkannten Wissenschaftler des DZNE Ulm die Erforschung dieser Erkrankungen weiter vorantreiben und die Versorgung der Patienten nachhaltig verbessern“, sagte Theresia Bauer.
Vernetzung durch den Verein Universitätsmedizin BW
Die Ministerin informierte sich zudem über den Stand der Arbeit des neuen Vereins Universitätsmedizin BW. Dieser vernetzt die Unikliniken und Medizinischen Fakultäten des Landes enger miteinander und stärkt als Plattform die Kooperation in Forschung, Lehre und Versorgung. Im Fokus der Arbeit des Vereins steht die Frage, wie Klinische Studien verbessert und Forschungsinfrastruktur optimiert werden können. „Durch die Balance zwischen standortübergreifender Kooperation und gesunder Konkurrenz untereinander erreichen die universitätsmedizinischen Standorte im Land mehr Resilienz im Gesundheitssektor, eine bessere Versorgung für die Bürgerinnen und Bürger und mehr Innovationen bei großen Zukunftsthemen wie Digitalisierung und Translation“, sagte Theresia Bauer.
CCCU – Ulmer Exzellenz in der Krebsforschung
Unter dem Dach des Comprehensive Cancer Center Ulm (CCCU) arbeiten alle onkologischen Expertinnen und Experten des Universitätsklinikums und der Universität Ulm für die bestmögliche interdisziplinäre Versorgung von Tumorpatientinnen und -patienten zusammen. 2020 wurde das CCCU zusammen mit dem CCC Tübingen-Stuttgart als einer von vier neuen Standorten im Nationalen Centrum für Tumorerkrankungen (NCT-SüdWest) ausgewählt. „Dies ist von außerordentlicher Bedeutung für die weitere strategische Entwicklung der Onkologie am Standort Ulm, insbesondere im Hinblick auf klinische Forschung und weitere therapeutische Innovationen“, sagte Theresia Bauer. Die beiden Spitzenzentren arbeiten seit Jahren erfolgreich bei klinischen Studien und bei der Etablierung des Netzwerks der Zentren für Personalisierte Medizin zusammen. Das NCT-SüdWest nimmt in Deutschland eine Vorreiterrolle in der klinischen Überführung von selbst entwickelten neuen Arzneimitteln gegen Krebs und von bildgebenden Verfahren ein. Das CCCU bringt unter anderem seine international renommierte Expertise in molekularen, personalisierten Therapien in das NCT-Netzwerk ein.
Federführend in der Kinder- und Jugendmedizin
Seit März 2021 ist die Ulmer Universitätsmedizin einer von sieben Standorten des Deutschen Zentrums für Kinder- und Jugendgesundheit (DZKJ). Der Forschungsschwerpunkt „Ulm Child Health“ (UCH) liegt auf der Entwicklung von Körpersystemen, die mit häufigen Erkrankungen im Kindes- und Jugendalter assoziiert sind, und die grundlegende Bedeutung für ein gesundes Erwachsenenleben haben. Dafür bündeln Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der federführenden Klinik für Kinder- und Jugendmedizin, der Medizinischen Fakultät sowie Uni-Forschende aus Psychologie, Naturwissenschaften und Informatik ihr Wissen. Im Mittelpunkt des Ulmer Konzepts stehen Schlüsselkomponenten der Kinder- und Jugendgesundheit und deren Entwicklung: Hormonsystem und Stoffwechsel, Immunsystem und Körperabwehr sowie psychische Gesundheit.
„Der Erfolg bei der Einwerbung des NCT und des Ulmer Standorts des DZKJ ist ein weiterer großartiger Beweis der exzellenten medizinischen Forschung und Versorgung in Baden-Württemberg“, sagte Ministerin Bauer abschließend.