„Das war’s dann endgültig!“, stellt Schwester Annegret aus der Klinik für Unfall-, Hand-, Plastische und Wiederherstellungschirurgie mit spürbarer Wehmut in der Stimme fest. Ein Glas Wein in der Hand haltend steht die 54-Jährige in einem Bereich, der bis Mitte Juni dieses Jahres ausschließlich Rettungshubschraubern vorbehalten war. Sie blickt an der imposanten Fassade der alten Chirurgie hoch, die langsam von der einsetzenden Dämmerung verschluckt wird … So wie ihr geht es an diesem Freitagabend, 21. September, wahrscheinlich vielen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Ulmer Universitätsmedizin, die auf dem Safranberg ihren Arbeitsplatz hatten – zum Teil über mehrere Jahrzehnte. „Wir haben uns alle einen gebührenden Abschied gewünscht, schließlich gibt es starke emotionale Bindungen zu diesem Gebäude“, sagt Prof. Dr. Reinhard Marre, Leitender Ärztlicher Direktor des Universitätsklinikums Ulm. Deshalb habe man schon sehr früh beschlossen, das alljährliche Mitarbeiterfest in diesem Jahr ausnahmsweise vom Kloster Wiblingen auf den Safranberg zu verlegen.
Tanzfläche ist voll
Eine Entscheidung, über die sich viele Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Ulmer Universitätsmedizin freuen. Rund 1.000 von ihnen genießen – zum Teil in Begleitung ihres fröhlich-zappeligen Nachwuchses – die besondere Atmosphäre vor dem Haupteingang des Backsteinbaus, der sich für wenige Stunden von einer kleinen Zeltstadt „belagert“ sieht. Hier gibt es Spanferkelbraten, Endiviensalat mit Sauerrahmdressing, Semmelknödel oder Spätzle – und die Getränke finden sich nur ein paar Meter weiter. Im Zelt gegenüber zeigt die Anästhesistenband „Level 1“, was sie musikalisch so alles drauf hat – offensichtlich eine ganze Menge, denn die Tanzfläche ist voll.
Fotografien mit Seltenheitswert
Doch nicht nur Magen und Ohren werden verwöhnt, auch die Augen kommen auf ihre Kosten: Im Foyer der alten Chirurgie erinnert eine Ausstellung an die wechselvolle Geschichte medizinischen Wirkens auf dem Safranberg. „Münsterblick statt Bett im Flur“ (Südwestpresse vom 12.11. 1999), „Mittelpunkt der Heilkunst“ (Ulmer Tageblatt, 1937), „Schick wohnen im alten Krankenhaus“ (Neu-Ulmer Zeitung vom 27.01.2010), „Umzug gelingt ohne Notfallregenschirme“ (Schwäbische Zeitung vom 16.06.2012) – das sind nur einige Überschriften der Lokalpresse, die Klinikumsfotograf Heiko Grandel kunstvoll in großen Bilderrahmen arrangiert hat. Daneben sind historische Baupläne und alte Schwarzweißfotografien mit Seltenheitswert zu sehen.
Den eingeschlagenen Weg weitergehen
Doch bei aller Nostalgie: Wie geht es eigentlich mit der Ulmer Universitätsmedizin auf dem Safranberg weiter? Schließlich heißt es ja, dass ein Abschied immer auch eine Tür zur Zukunft ist. Aktuell befinden sich die Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie (Ärztlicher Direktor Prof. Dr. Dr. Manfred Spitzer) und die Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie/Psychotherapie (Ärztlicher Direktor Prof. Dr. Jörg Fegert) noch auf dem Safranberg. „Das wird auch in den kommenden Jahren – möglicherweise Jahrzehnten – so bleiben“, sagt Professor Marre und ergänzt: „Langfristig möchten wir natürlich den einmal eingeschlagenen Weg weitergehen und alle Kliniken auf dem Oberen Eselsberg konzentrieren.“
Ehemaliges Casinogebäude wird umgebaut
Neben den Kliniken der Professoren Spitzer und Fegert bleibt auch die Sektion Sport- und Rehabilitationsmedizin von Prof. Dr. Jürgen M. Steinacker auf dem Safranberg, allerdings muss sie den bisherigen Standort verlassen, da dieser an die Stadt übergeben wird. Das ehemalige Casinogebäude – gleich neben der alten Chirurgie – wird für 1,1 Millionen Euro zur Aufnahme der Sportmedizin umgebaut. Die Übergabe der neuen Räumlichkeiten ist für November 2012 geplant. „Der Neubau auf dem Oberen Eselsberg hat es mit sich gebracht, dass wir in diesem Bereich neue Wege gehen“, erläutert Professor Marre. Intensiv sei beispielsweise geprüft worden, ob für die Sport- und Rehabilitationsmedizin die noch vorhandenen freien Flächen auf dem Oberen Eselsberg ausreichend sind, oder ob sogar ein gesonderter Neubau realisiert werden kann. Beide Ideen mussten verworfen werden, da bei Variante eins der Platz nicht gereicht hätte und Variante zwei mit Kosten von etwa 10 Millionen Euro nicht zu stemmen gewesen wäre. „Am Ende gab es leider keine Alternative zu der Umbaulösung und Trennung von Ambulanter Rehabilitation und Sportmedizin“, sagt Professor Marre.
Vernetzung mit starken Partnern
Da aber die Rehabilitation wichtig sei, habe man die Zusammenarbeit mit einem externen Partner gesucht: „Zum 1. Dezember dieses Jahres endet die Ambulante Rehabilitation am bisherigen Standort Safranberg, sie soll jedoch im Anfang Juni eröffneten hochmodernen Zentrum für ambulante Rehabilitation (ZAR) in Ulm-Söflingen in Trägerschaft von Universitätsklinikum und Nanz medico fortgesetzt werden. Für unsere Patientinnen und Patienten haben wir nun mit dem ZAR eine sehr gute Lösung gefunden“, so Professor Marre. Zum Gesamtkonzept gehört aus Sicht des Vorstandsvorsitzenden auch die Vernetzung mit anderen starken Partnern in der Rehabilitation. Dazu gehören das bereits seit Jahren währende Engagement in Bad Buchau mit der dortigen Schlossklinik mit stationärer Rehabilitation und das Forschungsinstitut für Rehabilitationsmedizin unter Leitung von Prof. Dr. Gert Krischak, das seit mehr als 15 Jahren mit großer Konstanz wissenschaftlich tätig ist.
Wie schmeckt der Putenbraten?
Wissenschaftliches Arbeiten, vernetzte Versorgung, Baumaßnahmen und -kosten, Flächennutzung: Alles Schlagwörter, die an diesem Abend auf dem Mitarbeiterfest eine eher untergeordnete Rolle spielen. Zumal gerade die Mitglieder von „Level 1“ ihre Gläser abstellen und wieder Gitarren in die Hand nehmen. Außerdem ist noch nicht abschließend geklärt, wie der „Putenbraten mit Geflügeljus“ denn wohl schmeckt …
Die unten angehängten Bilder zeigen Impressionen vom Mitarbeiterfest. (Fotos: Universitätsklinikum Ulm)
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