Neue Ära in der Anästhesie

Künstliche Intelligenz für optimierte Prognosen: Professorin Dr. Bettina Jungwirth ist neue Ärztliche Direktorin der Klinik für Anästhesiologie am Universitätsklinikum Ulm

Sie führen Narkosen durch und sorgen dafür, dass Patient*innen die Operation gut überstehen. Damit ist das Aufgabenspektrum von Anästhesist*innen aber bei weitem noch nicht abgesteckt. Als wichtiges Querschnittsfach ist die Anästhesiologie essentieller Teil jeder operativen Behandlung – vor dem Eingriff, währenddessen, aber auch danach. Das individuelle Behandlungsergebnis jeder Patientin und jedes Patienten weiter zu optimieren ist das erklärte Ziel von Professorin Bettina Jungwirth. Die 44-Jährige ist seit 1. Februar 2020 neue Ärztliche Direktorin der Klinik für Anästhesiologie am Universitätsklinikum Ulm. Sie folgt auf Professor Michael Georgieff, der 2019 in den Ruhestand gegangen war.

„Anästhesistinnen und Anästhesisten agieren oft im Hintergrund, dennoch ist unsere Arbeit essentiell für den Erfolg der Operation. Wir schaffen im OP die bestmöglichen Bedingungen für die Operateure“, erklärt Professorin Jungwirth. „Und wir sorgen dafür, dass die Patientinnen und Patienten während des Eingriffs ganzheitlich gut versorgt sind. Dafür, dass sie die Operation gut überstehen, und auch dafür, dass sie danach schnell wieder auf die Beine kommen. Im Fall von Komplikationen können wir mit dem komplexen Behandlungsspektrum der Intensivmedizin eingreifen“, so Professorin Jungwirth weiter. Neben Anästhesiologie und Intensivmedizin gehören auch Notfallmedizin und Schmerztherapie zum Fachgebiet. Letztere umfasst neben der Behandlung von akuten Schmerzen auch die Versorgung von Patient*innen mit chronischen Schmerzen.

„Sowohl Allgemein- als auch Regionalanästhesien sind heute perfektioniert und sehr sicher, dadurch sind auch sehr komplexe Eingriffe möglich“, erklärt Professorin Jungwirth. Ihren klinischen und wissenschaftlichen Schwerpunkt setzt die Medizinerin daher auf die Optimierung des Behandlungsergebnisses. „Unsere Patientinnen und Patienten werden immer älter und immer kränker.“ Ihr Ansatz deshalb: Die Risikoprognose verbessern und einen individuellen Behandlungsverlauf festlegen. Personalisierte Medizin ist hierfür das Stichwort, also maßgeschneiderte Konzepte für jede Patientin und jeden Patienten. Die passenden Werkzeuge dafür liefern neben exzellenter Ausbildung Digitalisierung und Künstliche Intelligenz. „Anästhesiologie und Intensivmedizin erzeugen während der Behandlung sehr große Datenmengen, verschiedenste Parameter werden aufgezeichnet. Durch die Digitalisierung werden diese Daten vielfältig nutzbar – und zwar mit den Methoden der Künstlichen Intelligenz“, erläutert Professorin Jungwirth. Nicht nur die Vorhersage des individuellen Risikos, sondern auch die OP-Planung könne davon profitieren. Bedenken, dass Künstliche Intelligenz menschliche Aktivität überflüssig machen könnte, hat die Direktorin nicht: „Künstliche Intelligenz kann uns helfen, die Personalisierte Medizin besser zu gestalten. Sie wird Mediziner und Medizinerinnen nicht ersetzen, sondern ihnen Freiraum schaffen sich auf die Dinge zu fokussieren, für die es menschliche Intelligenz, Intuition und Empathie braucht“.

Diese Überzeugung teilt auch Professor Dr. Udo X. Kaisers, Leitender Ärztlicher Direktor und Vorstandsvorsitzender des Universitätsklinikums Ulm. „Mit Professorin Jungwirth ist es uns gelungen, nicht nur eine hochqualifizierte Ärztin, sondern auch eine zukunftsorientierte Forscherin und starke Führungspersönlichkeit für die Klinik für Anästhesiologie am Universitätsklinikum Ulm zu gewinnen“, so Professor Kaisers.
In Ihrer neuen Position leitet Professorin Jungwirth ein Team von über 100 Ärzt*innen. Auch für diese Führungsposition hat sie sich Ziele gesteckt, die den Menschen in den Mittelpunkt stellen. „Es hat eine neue Ära begonnen, die nicht nur neue medizinische Möglichkeiten, sondern auch einen gesellschaftlichen Wandel und eine neue Generation von Medizinerinnen und Medizinern mit sich bringt“, so Professorin Jungwirth. Es brauche Konzepte für eine familienfreundlichere Arbeitswelt, etwa mit Teilzeitmodellen für Männer und Frauen gleichermaßen. Die Professorin sieht darin eine große Chance für eine menschlichere und diversifiziertere Medizin. Sich selbst sieht sie dabei durchaus auch in einer Vorbild- und Mentoren-Funktion. „Die Universitätsmedizin ist komplex und vielfältig, es gibt stetig wachsende Anforderungen in Krankenversorgung, Forschung und Lehre. Eine Aufgabe und Verantwortung, die Professorin Jungwirth gern übernimmt: „Ich freue mich darauf, in Ulm gestalten zu können.“

Vita
Nach dem Abitur absolvierte Professorin Bettina Jungwirth das Studium der Humanmedizin an der Universität Regensburg und an der Technischen Universität München. Im Jahr 2000 legte sie Ihre Ärztliche Prüfung mit der Note „sehr gut“ ab und erhielt 2002 ihre Approbation als Ärztin. Im gleichen Jahr promovierte sie in der Klinik für Anästhesiologie der Technischen Universität München. 2002 begann sie dort die Weiterbildung als Ärztin der Anästhesie mit Ausbildungsrotation im Deutschen Herzzentrum München. 2007 wurde sie zur Fachärztin Anästhesiologie ernannt. Von 2007 bis 2008 war sie als Stipendiatin an der Duke University, North Carolina, USA, Cardiothoracic Anesthesia and Critical Care Medicine. Im Anschluss war sie als Oberärztin in der Klinik für Anästhesiologie der Technischen Universität München tätig. 2010 folgte die Habilitation im Fach Anästhesiologie an der Fakultät für Medizin der Technischen Universität München (Direktor: Prof. Dr. E.F. Kochs). 2018 wurde sie zur Professorin für Anästhesiologie an der Fakultät für Medizin der Technischen Universität München ernannt.

Kontakt:
Professorin Dr. Bettina Jungwirth
Tel. 0731 500-60000
Universitätsklinikum Ulm
Klinik für Anästhesiologie
Albert-Einstein-Allee 23
89081 Ulm

 

Quelle: Universitätsklinikum Ulm/Matthias Schmiedel

Professorin Dr. Bettina Jungwirth ist seit 1. Februar 2020 neue Ärztliche Direktorin der Klinik für Anästhesiologie am Universitätsklinikum Ulm.