Wie­der jung und gut sor­tiert: Ver­jün­gung adul­ter Stamm­zel­len gelun­gen

Wis­sen­schaft­ler aus Ulm und Cin­cin­natti ver­öf­fent­li­chen neue Erkennt­nisse über den Pro­zess des Alterns

Die For­scher haben einen Weg gefun­den, adulte Stamm­zel­len des blut­bil­den­den Sys­tems zu ver­jün­gen, so dass diese ihre Auf­ga­ben im Kör­per wie­der genauso gut erfül­len kön­nen wie junge Zel­len. Ihre Erkennt­nisse zei­gen in bis­her ein­ma­li­ger Form, dass bestimmte Alte­rungs­pro­zesse in die­sen Zel­len rück­gän­gig gemacht wer­den kön­nen und geben Hin­weise dar­auf, dass dies auch für andere Zel­len gel­ten könnte. Lang­fris­tig könn­ten ihre For­schun­gen hel­fen, alters­be­ding­ten Erkran­kun­gen wie Blut­ar­mut oder ver­min­derte Immun­ab­wehr bes­ser zu begeg­nen. Die For­schungs­er­geb­nisse erschei­nen heute im rennom­mier­ten Fach­jour­nal Cell Stem Cell (doi: CELL-​STEM-CELL-D-11-00519R2, Gei­ger).

 

Alte­rung von Stamm­zel­len rück­gän­gig machen

Mit der Ver­jün­gung der adul­ten Stamm­zel­len haben die Wis­sen­schaft­ler der Kli­ni­schen For­scher­gruppe 142 der Ulmer Uni­ver­si­täts­me­di­zin und des Cin­cin­natti Child­ren’s Hos­pi­tal Medi­cal Cen­ter ermög­licht, was man lange für unmög­lich hielt. Bekannt war, dass die adul­ten Stamm­zel­len des blut­bil­den­den Sys­tems, aus denen sich bei­spiels­weise die roten und wei­ßen Blut­kör­per­chen bil­den, eine erhöhte Kon­zen­tra­tion eines bestimm­ten Eiweiß­stof­fes (RhoGT­Pase Cdc42) auf­wei­sen, wenn sie altern. „Uns ist es nun gelun­gen, mit Hilfe einer spe­zi­el­len phar­ma­ko­lo­gi­sche Sub­stanz, genannt CASIN, die erhöh­ten Werte die­ses Eiweiß­stof­fes abzu­sen­ken“, berich­tet Prof. Dr. Hart­mut Gei­ger, Lei­ter der von der Deut­schen For­schungs­ge­mein­schaft geför­der­ten Kli­ni­schen For­scher­gruppe KFO 142, die über Mole­ku­lare und zel­lu­läre Mecha­nis­men der Alte­rung forscht.

 

„Die Absen­kung des Eiweißstoff-​Pegels in Stamm­zel­len der Maus führte dazu, dass die Stamm­zel­len wie­der so funk­tio­nier­ten wie junge, der Alte­rungs­pro­zess also an die­sem Punkt rück­gän­gig gemacht wer­den konnte“, so Gei­ger, der an der Ulmer Uni­ver­si­täts­kli­nik für Der­ma­to­lo­gie und All­er­go­lo­gie tätig ist und in die­sem Teil­pro­jekt mit Kol­le­gen um Dr. Yi Zheng aus Cin­cin­natti zusam­men­ar­bei­tet. Bedeut­sam daran ist, dass die Unter­su­chun­gen ohne gene­ti­sche Ein­griffe mit nor­mal geal­ter­ten Stamm­zel­len durch­ge­führt wur­den.

 

Ord­nung in der Zelle 

Sicht­bar wird die Ver­jün­gung der Zel­len u. a. an ihrer Struk­tur: In jun­gen Zel­len sind bestimmte Funk­tio­nen und Stoffe an fest­ge­leg­ten Stel­len ange­ord­net. Altern die Zel­len, löst sich diese Ord­nung auf – ein Grund, so die Ver­mu­tung, für das schlech­tere Funk­tio­nie­ren geal­ter­ter Stamm­zel­len. „Durch die Absen­kung des Eiweißstoff-​Pegels, die wir durch­ge­führt haben, wurde die Ord­nung wie­der her­ge­stellt, die in jun­gen Zel­len herrscht“, berich­tet Dr. Caro­lina Flo­rian, wis­sen­schaf­l­ti­che Mit­ar­bei­te­rin der Arbeits­gruppe um Pro­fes­sor Gei­ger. Da die Zusam­men­hänge von Alter, Ord­nung und Funk­tio­na­li­tät in Bezug auf den unter­such­ten Eiweiß­stoff nicht nur für Stamm­zel­len des blut­bil­den­den Sys­tems gel­ten, las­sen sich die neuen Erkennt­nisse mög­li­cher­weise auch auf wei­tere Berei­che über­tra­gen.

 

„Die For­schungs­er­geb­nisse wer­den dem wach­sen­den Schwer­punkt der Alterns­for­schung an der Ulmer Uni­ver­si­täts­me­di­zin wei­tere wich­tige Impulse geben“, ist sich die Spre­che­rin der Kli­ni­schen For­scher­gruppe 142, Prof. Dr. Karin Scharffetter-​Kochanek, Mit­au­torin und Ärzt­li­che Direk­to­rin der Ulmer Uni­ver­si­täts­kli­nik für Der­ma­to­lo­gie und All­er­go­lo­gie, daher sicher.

 

 

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Dr. Caro­lina Flo­rian, Prof. Dr. Hart­mut Gei­ger (v.l.)_UK Ulm