Ver­ein­fachte Erfas­sung von Implan­ta­ten

Uni­ver­si­täts­kli­ni­kum Ulm führt Implantat-​Management-System ein

Das Uni­ver­si­täts­kli­ni­kum Ulm (UKU) hat erfolg­reich ein fort­schritt­li­ches Implantat-​Management-System im Zen­tral OP ein­ge­führt, das auf der soge­nann­ten RFID-​Technologie basiert. Die­ses inno­va­tive Sys­tem ermög­licht eine ver­ein­fachte Erfas­sung und Kon­trolle von Implan­ta­ten – wie Schrau­ben oder Nägeln – und bie­tet zahl­rei­che Vor­teile sowohl für die Mit­ar­bei­ten­den als auch für Pati­ent*innen.

Das Sys­tem ver­wen­det die RFID-​Technologie, um die Erfas­sung von Implan­ta­ten, die bei­spiels­weise bei Kno­chen­brü­chen ein­ge­setzt wer­den, zu erleich­tern. Unter RFID (Radio-​Frequency Iden­ti­fi­ca­tion) ver­steht man den kon­takt­lo­sen Daten­aus­tausch zwi­schen einem RFID-​Transponder und einem RFID-​Schreib-/Lese­ge­rät. Zum Ein­satz kom­men spe­zi­elle RFID-​Tags (RFID-​Labels), die auf den Ver­pa­ckun­gen der ver­wal­te­ten Implan­tate ange­bracht sind. Jedes Pro­dukt wird durch die­sen Tag ein­deu­tig iden­ti­fi­ziert, sodass eine lücken­lose Nach­ver­fol­gung und Zuord­nung aller rele­van­ten Daten, wie Bezeich­nung, Arti­kel­num­mer oder Ver­falls­da­tum, in der ent­spre­chen­den Soft­ware mög­lich ist. Im Gegen­satz zu her­kömm­li­chen Bar­codes kön­nen diese Tags berüh­rungs­los erfasst wer­den.

„Anstelle nach einem Bar­code auf der Ver­pa­ckung zu suchen, kann nun ein RFID-​Scanner ein­fach über die Ver­pa­ckung geführt wer­den. So wer­den Implan­tate, die mit einem RFID-​Tag ver­se­hen sind und sich in der Nähe des Scan­ners befin­den, auto­ma­tisch aus­ge­le­sen und erfasst. Dies erleich­tert die Erfas­sung der Ste­ril­im­plan­tate erheb­lich, da mit dem RFID-​Lesegerät alle für die Kon­trolle rele­van­ten Daten inner­halb von Sekun­den abge­ru­fen wer­den kön­nen“, erklärt Prof. Dr. Flo­rian Geb­hard, Ärzt­li­cher Direk­tor der Kli­nik für Unfall-​, Hand-, Plas­ti­sche und Wie­der­her­stel­lung­s­chir­ur­gie. „Durch das euro­päi­sche Medi­zin­pro­duk­te­ge­setz wur­den in den letz­ten zwei Jah­ren 80 Pro­zent unse­rer Implan­tate auf ein­zel­ver­packte Steril-​Implantate umge­stellt, was zum Erfas­sen und Nach­be­stel­len bei her­kömm­li­chem Ver­fah­ren ein enor­mer Auf­wand ist.“ Die neue Tech­no­lo­gie erleich­tert die Arbeit des Per­so­nals im Zen­tral OP – ins­be­son­dere nach­ar­bei­ten ent­fällt damit voll­stän­dig. Da im Zen­tral OP am UKU pro Tag durch­schnitt­lich circa 50 Implan­tate ein­ge­setzt wer­den, ergibt sich hier­durch eine enorme Zeit­er­spar­nis. Lang­fris­tig ist es mög­lich die­ses Sys­tem auf alle Mate­ria­lien, ver­schie­dens­ter Fir­men, die im OP ver­braucht wer­den, aus­zu­wei­ten. Ver­bun­den mit einem dann ange­schlos­se­nen auto­ma­ti­schen Bestell­sys­tem kann der so Waren-​Umschlag im Zen­tral OP maxi­mal ver­ein­facht wer­den. Ein auto­ma­tisch gene­rier­ter monat­li­cher Report zeigt zudem an, wel­che Pro­dukte inner­halb der nächs­ten sechs Monate ver­fal­len, so dass sie recht­zei­tig ver­wen­det oder aus­ge­tauscht wer­den kön­nen. Beson­ders rele­vant ist das Sys­tem für doku­men­ta­ti­ons­pflich­tige Implan­tate wie z.B. Schrau­ben, Plat­ten und Nägel. Nach der Erfas­sung über die Resolution-​Software wer­den diese Implan­tate auto­ma­tisch über eine spe­zi­ell erstellte Schnitt­stelle dem rich­ti­gen Pati­en­ten oder der rich­ti­gen Pati­en­tin in der elek­tro­ni­schen Pati­en­ten­akte zuge­ord­net.

Die Ein­füh­rung des Sys­tems am UKU begann im Februar 2022 mit einer sorg­fäl­ti­gen Prü­fung und Abstim­mung aller Rah­men­be­din­gun­gen, gefolgt von der Pro­gram­mie­rung der Schnitt­stelle. Im Januar 2023 wur­den die initia­len Tags für alle im Kli­ni­kum vor­han­de­nen Pro­dukte ange­bracht. Seit­dem lief eine Test­phase, die Mitte April erfolg­reich abge­schlos­sen wurde. Seit Abschluss der Test­phase fin­det die Doku­men­ta­tion in die digi­tale Pati­en­ten­akte über­wie­gend über Reso­lu­tion statt. Das Uni­ver­si­täts­kli­ni­kum Ulm ist das erste Uni­ver­si­täts­kli­ni­kum in Deutsch­land, das die Resolution-​Software von John­son & John­son Med­Tech für die Erfas­sung von Implan­ta­ten ver­wen­det. Durch­ge­führt und umge­setzt wurde das Pro­jekt von der Kli­nik für Unfall-​, Hand-, Plas­ti­sche und Wie­der­her­stel­lung­s­chir­ur­gie

Mitarbeiterin, die einen RFID Scanner verwendet.

Um Implan­tate aus­zu­le­sen und zu erfas­sen, wird der RFID-​Scanner über die jewei­lige Ver­pa­ckung geführt, an der ein RFID-​Tag ange­bracht ist.