Bereits zum siebten Mal in Folge bildet das Universitätsklinikum Ulm (UKU) die Qualitätsergebnisse der Initiative Qualitätsmedizin (IQM) ab. Die Corona-Pandemie beeinflusst, wie bereits im vergangenen Jahr, die Ergebnisdarstellung. Seit Mittwoch, 18. Mai sind die aktuellen IQM-Ergebnisse auf der Homepage des UKU einsehbar.
Die Initiative Qualitätsmedizin, der sich inzwischen über 500 Kliniken in Deutschland und der Schweiz angeschlossen haben, vergleicht Routinedaten aller relevanten Krankheitsbilder und berechnet daraus jeweils Qualitätsergebnisse. Durch diese transparente Ergebnisdarstellung und die freiwillige Teilnahme an der Initiative geht das UKU weit über die gesetzlichen Anforderungen hinaus.
Die Corona-Pandemie hat weiterhin Auswirkungen auf die Ergebnisberechnungen. So werden, wie schon 2021, die jeweiligen „Klinik Erwartungswerte“ und die „standardisierten Mortalitätsraten (SMR)“ in diesem Jahr ausgesetzt und die IQM Zielwerte nur als „Information bzw. Mengeninformation“ dargestellt. Ein Vergleich der IQM-Ergebnisse mit den Vorjahren ist daher nur eingeschränkt möglich. Im diesjährigen IQM Qualitätsbericht werden auch COVID-19 Kennzahlen ausgegeben. Diese stellen beispielweise dar, wie hoch der Anteil der Behandlungsfälle mit Testung auf COVID-19 ist. „Die IQM-Ergebnisse tragen zur Qualitätssicherung am UKU bei und zeigen uns, in welchen Bereichen Verbesserungspotentiale bestehen. So können wir uns stetig weiterentwickeln“, sagt Prof. Dr. Udo X. Kaisers, Leitender Ärztlicher Direktor des Universitätsklinikums Ulm.
Infolge der Aussetzung der Ziel- und Erwartungswerte mussten die Peer-Reviews, die durchgeführt werden, wenn eine statistische Auffälligkeit in einem Qualitätsindikator auftritt, im Jahr 2021 ebenfalls erneut ausgesetzt werden. Beim Peer-Review-Verfahren werden ausgewählte Behandlungsfälle durch einen Expertenkreis aus Chefärzt*innen und leitenden Pflegekräften teilnehmender IQM-Mitgliedskliniken vor Ort analysiert, um Verbesserungspotentiale zu ermitteln. „Nach den Ausfällen der letzten zwei Jahre freue ich mich umso mehr darüber, dass wir noch in diesem Jahr ein freiwilliges Peer-Review zum Thema ‚Prävention, Behandlung und Dokumentation des Delirs‘ durchführen werden“, betont Dr. Oliver Mayer, Leiter der Stabsstelle Qualitäts- und Risikomanagement am Universitätsklinikum Ulm.
Bei einem Delir handelt es sich um eine akute Bewusstseins- und Aufmerksamkeitsstörung einhergehend mit Desorientiertheit und Denkstörungen, die nach großen Operationen oder schweren Akuterkrankungen auftreten kann und daher häufig bei Intensivpatienten vorkommt. Nicht erkannt und entsprechend behandelt, werden Langzeitfolgen für die Gehirnleistung bis hin zur Pflegebedürftigkeit beschrieben. Ein strukturiertes Delir-Management auf der Intensivstation ist somit sehr wichtig. „Da die Auslöser und die Ausprägungsformen eines Delirs jedoch sehr vielfältig sind, müssen präventive Maßnahmen und eine regelmäßige Untersuchung auf das Vorliegen eines Delirs erfolgen, um bei Bedarf eine gezielte Therapie einzuleiten“, betont Prof. Barth als einer der beiden ärztlichen Leiter der Interdisziplinären Operativen Intensivmedizin (IOI) am UKU. Aufgrund der Komplexität des Themas, soll das freiwillige Peer Review einen Expertenblick von außen ermöglichen und die bereits jahrelangen Bemühungen zum Thema Delir auf der Intensivstation festigen und weiter voranbringen.Über die standortgetrennten Qualitätsergebnisse der Standorte Oberer Eselsberg und Michelsberg/Safranberg können sich Interessierte auf der Homepage des UKU informieren.
Die Initiative Qualitätsmedizin
Führende Krankenhausträger haben sich 2008 zur „Initiative Qualitätsmedizin“ (IQM) zusammengeschlossen. Die trägerübergreifende Initiative mit Sitz in Berlin ist offen für alle Kliniken und hat das Ziel, Verbesserungspotenziale bei der medizinischen Behandlungsqualität für alle in der Patientenversorgung Tätigen sichtbar zu machen und das aktive Fehlermanagement zum Wohle der Patient*innen zu fördern. Dafür stellt IQM den medizinischen Fachexpert*innen aus den teilnehmenden Krankenhäusern innovative und anwenderfreundliche Instrumente zur Verfügung. Die Mitglieder der Initiative verpflichten sich, drei Grundsätze anzuwenden: Qualitätsmessung mit Routinedaten, Veröffentlichung der Ergebnisse und die Durchführung von Peer Reviews. In derzeit über 500 Krankenhäusern aus Deutschland und der Schweiz versorgen die IQM Mitglieder jährlich circa 6,3 Millionen Patient*innen stationär.