Neues Behand­lungs­kon­zept für Tumor­pa­ti­en­ten

Stu­die zur Behand­lung von Glio­blas­to­men am Uni­ver­si­täts­kli­ni­kum Ulm gestar­tet – ers­ter Pati­ent rekru­tiert

Das Glio­blas­tom ist ein äußerst aggres­si­ver und bös­ar­ti­ger Hirn­tu­mor, der bis heute nicht heil­bar ist. Die Über­le­bens­zeit nach Dia­gno­se­stel­lung beträgt im Durch­schnitt nur etwa ein­ein­halb Jahre. Am Uni­ver­si­täts­kli­ni­kum Ulm wurde nun eine neue Stu­die gestar­tet, die betrof­fe­nen Pati­en­ten hel­fen soll. Getes­tet wird ein The­ra­pie­kon­zept von Pro­fes­sor Dr. Marc-​Eric Halatsch, Lei­ten­der Ober­arzt der Kli­nik für Neu­ro­chir­ur­gie und Lei­ten­der Kli­ni­scher Prü­fer der Stu­die. Eine Mischung aus lang­jäh­rig erprob­ten Medi­ka­men­ten und Sub­stan­zen soll in Kom­bi­na­tion mit einer Che­mo­the­ra­pie zu einem Abster­ben der Glio­blas­tom­zel­len füh­ren. Vor­kli­ni­sche Unter­su­chun­gen und erste soge­nannte indi­vi­du­elle Heil­ver­su­che ver­lie­fen posi­tiv, nun muss sich der Medi­ka­men­ten­cock­tail in einer durch das Bun­des­in­sti­tut für Arz­nei­mit­tel und Medi­zin­pro­dukte geneh­mig­ten kli­ni­schen Stu­die bewei­sen.

„Zum Beginn einer The­ra­pie ver­sucht man, das Glio­blas­tom ope­ra­tiv zu ent­fer­nen. Anschlie­ßend wird mit Bestrah­lung und Che­mo­ter­a­pie gear­bei­tet, um die ver­blie­be­nen Tumor­zel­len abzu­tö­ten. Lei­der kommt in den meis­ten Fäl­len der Tumor trotz­dem zurück“, erklärt Pro­fes­sor Halatsch. Hier setzt sein Behand­lungs­kon­zept an: Das auf Glio­blas­tom­re­zi­dive, also auf wie­der­ge­kehrte Tumo­ren, aus­ge­rich­tete kli­ni­sche The­ra­pie­kon­zept trägt den Namen CUSP9v3 (Coor­di­na­ted Under­mi­ning of Sur­vi­val Paths by 9 repur­po­sed drugs, Ver­sion 3). Es besteht aus einer Mischung aus bereits zuge­las­se­nen Medi­ka­men­ten, die außer­halb ihrer ursprüng­li­chen Behand­lungs­in­di­ka­tion (off-​label) ein­ge­setzt wer­den. CUSP9v3 setzt sich unter ande­rem aus Mit­teln gegen Blut­hoch­druck, HIV, Rheuma, Mala­ria und Übel­keit zusam­men. Außer­dem sind Sub­stan­zen zum Alko­hol­ent­zug, ein Arz­nei­mit­tel zur Behand­lung von Pilz­krank­hei­ten, ein Anti­de­pres­si­vum sowie ein Anti­bio­ti­kum ent­hal­ten. Zusätz­lich erfolgt die täg­li­che Gabe des Che­mo­the­ra­peu­ti­kums Temo­zo­lo­mid.
Die Medi­ka­men­ten­kom­bi­na­tion zeigte sich in vor­kli­ni­schen Stu­dien sehr erfolg­reich und wurde unter ande­rem mit dem mit 10.000 US-​Dollar dotier­ten Cures Within Reach Award der U.S.-​amerikanischen Stif­tung CWR aus­ge­zeich­net. Der Antican­cer Fund unter­stützt die aktu­elle kli­ni­sche Stu­die mit 300 000 Euro.

 

 

 


Wei­tere Infor­ma­tio­nen: Betrof­fene, die an der Stu­die teil­neh­men möch­ten, kön­nen gerne unter der Ruf­num­mer 0731 500 55 001 Kon­takt zur Kli­nik für Neu­ro­chir­ur­gie am Uni­ver­si­täts­kli­ni­kum Ulm auf­neh­men. Bitte beach­ten Sie die fol­gen­den wesent­li­chen Ein­schluss­vor­aus­set­zun­gen:

-       Erneu­tes oder fort­schrei­ten­des Tumor­wachs­tum wäh­rend oder nach der Stan­dard­the­ra­pie (Bestrah­lung und Che­mo­the­ra­pie mit Temo­zo­lo­mid)

-       Zeit­li­cher Abstand zur letz­ten Bestrah­lung drei Monate und zur letz­ten Che­mo­the­ra­pie ein Monat

-       Befrie­di­gen­der All­ge­mein­zu­stand (sog. KPS von min­des­tens 70%)

-       Keine Ein­nahme blut­ge­rin­nungs­hem­men­der Medi­ka­mente

 

 

Professor Marc-Eric Halatsch (Foto: Universitätsklinikum Ulm)

Pro­fes­sor Marc-​Eric Halatsch (Foto: Uni­ver­si­täts­kli­ni­kum Ulm)